Wie Turbinen im Rhein versenkt werden

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Aktuell ist der selbstständige Maschinenbauer mit seinem Team dabei, aus Stahlbauelementen den Katamaran herzustellen, der die Bojen bei Flusskilometer 560 dann in dem Werth abseits der Hauptfahrrinne versenken soll. Als Burkhart und Hanne ihr Projekt im Frühjahr bei Kaub vorstellten, wollten sie die ersten Strom produzierenden Bojen des österreichischen Herstellers Aqua Libre noch zum Jahresende in Betrieb nehmen. Aber viele Kleinigkeiten, angefangen bei der Serienproduktion in Österreich, über Genehmigungsverfahren für diese Technologie, Verhandlungsversuche mit der Bahn und Lösungen für die Einspeisung mit Westnetz, bis hin zu der Entscheidung, einen Katamaran selbst zu bauen, verzögerten den Start.
„Wir wollen den Katamaran im Dezember in Bingen zu Wasser lassen“, erklärt Hanne. Dann soll auch verzugslos die Schiffszulassung erfolgen, denn Anfang 2019 soll eine verkleinerte Prototyp-Boje am Zielort zum Einsatz kommen, um ein notwendiges Fischmonitoring durchzuführen. „Die Genehmigungsbehörden sind sehr kooperativ. Aber da es ein solches Projekt hierzulande bislang so noch nicht gibt, gibt es auch keine Vorschriften“, sagt Hanne. Zumindest in Sachen Artenschutz, denn die eigentlich angedachten Benzinmotoren für den Antrieb des Katamarans konnte man gleich wieder einmotten: „Auf Binnengewässern sind nur Dieselmotoren als Antriebsmaschinen zugelassen“, berichtet Hanne. Wie diese in den beiden Heckelementen der Pontons eingebaut werden sollen, müsse in den nächsten Tagen mit Fachleuten erörtert werden, erklärt er weiter. Ursprünglich wollten die beiden Unternehmer für ihre Mittelrheinstrom UG nicht nur die Strombojen vom Hersteller beziehen, sondern auch gleich noch einen Katamaran, der für die Installation und Wartung benötigt wird. Doch 360.000 Euro waren Burkhart und Hanne zu viel – und so setzte sich der Metallbauer ans Zeichenbrett und entwarf einen eigenen auf das Vorhaben ausgerichteten Katamaran mit zwei ausfahrbaren Traversen für die elf Meter langen, fünf Meter breiten und 3,50 Meter hohen Flussturbinen. Sieben Tonnen wird eine dieser Strombojen wiegen, mit Wasser dann bis zu neun Tonnen. „Die beiden Pontons werden mit Gitterrosten verbunden und in der Mitte eine Aussparung für eine Turbine haben, die dann am Zielpunkt ins Wasser gelassen und mit einer bis zu 40 Meter langen Stahlkette mit einem Anker verbunden wird. Diese Bodenanker will Hanne ebenfalls mit dem Katamaran mithilfe eines Baggers im Flussbett anlegen. Hierfür war er mit Hilfe eines mit zwei GPS-Sensoren bestückten Motorboots, der „Current Scout“, zu den idealen Positionen im Ehrenthaler Werth mit hoher Strömungsgeschwindigkeit gefahren und hat diese mit einem weiteren stationären GPS-Sensor am Ufer exakt eingemessen. „Insgesamt war ich bestimmt 15-mal mit dem Boot auf Rhein und Donau unterwegs, um ideale Standorte für die Bojen zu suchen“, erzählt Hanne. So habe er auch die Anlage von Aqua Libre in der Donau vermessen können, um Erfahrungswerte zu sammeln. Doch ohne Bootsführerschein ist der Messeinsatz nicht möglich – und für den Betrieb des Katamarans ist ein Kapitänspatent für den Rhein notwendig. Dementsprechend werden für die Installation ein externer Kapitän und ein Matrose benötigt. Mittelfristig will Hanne das Kapitänspatent selbst erwerben. „Wenn die Strombojen alle gesetzt sind und parallel die 1,7 Kilometer Erdkabel für den Betrieb verlegt sind, rechnen wir mit ein bis zwei Wartungsfahrten im Jahr“, sagt er. Die Erfahrungen der Hersteller zeigten nach fünf Jahren Dauerbetrieb aufgrund der Konstruktion sehr wenige Verschleißerscheinungen, erklärt Hanne.
Dementsprechend setzt Hanne darauf, im April 2019 die ersten Serienmodelle der Flussturbinen im Ehrenthaler Werth in rund vier Meter Tiefe in Betrieb nehmen zu können. Eine dieser 350.000 Euro teuren Strombojen soll dann Strom für 100 Haushalte liefern. Hannes vorsichtige Schätzung geht davon aus, das eine der Turbinen rund 400.000 Kilowattstunden Strom im Jahr liefern kann.