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Rhein-Hunsrück

Vor dem Unterricht geht's durch die Teststraße: So lief der erste Tag an der Realschule plus in Oberwesel

Von Denise Bergfeld
Vor dem Unterricht durch die Teststraße Foto: Denise Bergfeld

Die Bildungsstätte zeigt, wie Schnelltests an Schulen funktionieren können. Allerdings gibt es vonseiten einiger Eltern und Lehrer auch Kritik an den Selbsttests.

Lesezeit: 5 Minuten
Vor dem Betreten des Klassenraums noch schnell zum Corona-Test: Das ist seit Mitte vergangener Woche auch an der Heuss-Adenauer Mittelrhein-Realschule plus in Oberwesel Realität. Dort ist eine Teststraße in Betrieb gegangen, die sichere und möglichst schnelle Tests für die 335 Schüler bieten soll. Das schafft Vorteile: Abläufe werden gestrafft, Namen ...
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Einige Eltern und Lehrer kritisieren Selbsttests an Schulen

Nachdem bekannt wurde, dass alle Schüler zweimal wöchentlich einen Schnelltest an den Schulen durchführen sollen, mehrten sich Bedenken von Eltern und Lehrern, der sich nun offenbar auch Berlins Schulpsychologen anschließen. Neben einigen weiteren Schulen hatten die Integrierte Gesamtschule (IGS) Emmelshausen und das Kant-Gymnasium Boppard Anfang April entschieden, Schülern die Möglichkeit einer Selbsttestung zu Hause zu geben.

„Wir halten eine Testung Ihrer Kinder aus verschiedenen Gründen zu Hause für die sinnvollere Option, auch die Reaktionen einiger Eltern zeigen, dass wohl viele von Ihnen das genauso sehen“, hatte der Schulleiter des Kants, Burkhard Karrenbrock, in einem Brief an die Eltern geäußert, der unserer Redaktion vorliegt. Die Schule habe die gelieferten Tests „genauer angeschaut und festgestellt, dass sie mit relativ geringem Aufwand einzeln zu verpacken sind“. Einige Tage später aber musste Karrenbrock sein Angebot widerrufen.

Diese Vorgehensweise habe die „vorgesetzte Behörde“ nicht erlaubt, wie aus einem weiteren Elternbrief hervorgeht. Karrenbrock gibt die Mitteilung wie folgt wieder: „Die vom BM ausgelieferten Tests sind für die Testung in der Schule unter Aufsicht gedacht. Eine Zulassung für die Tests für zu Hause liegt nicht vor. Die derzeit zur Verfügung stehenden Tests sind nur in größeren Gebinden lieferbar, und ihre Vereinzelung ist nicht möglich ohne die Zuverlässigkeit der Tests einzuschränken.“ Daher könne die Schule „leider nur noch die Möglichkeit bieten“, die Kinder in der Schule testen zu lassen.

Ramona Henrich aus Morshausen, Mutter zweier schulpflichtiger Kinder, nutzte die Form eines „Offenen Briefs“ an knapp 700 Empfänger, um zu erklären, warum auch sie sich gegen Selbsttests in der Schule ausspricht. Sie nennt als mögliche Konsequenz einer Positivtestung etwa eine emotionale Überforderung und stellt die Möglichkeit, das Kind seelisch zu betreuen, aus logistischen und personellen Gründen infrage. „Mein Kind muss im Falle einer Testung in der Schule abgeholt werden, was ich logistisch nicht bewerkstelligen kann“, nennt sie als weiteren Grund.

Außerdem: „Das Testergebnis könnte unzuverlässig sein, weil Kinder den Test womöglich nicht korrekt durchführen; die Kinder stecken sich während der Testung möglicherweise gegenseitig an, da während des Testens ein Husten und Niesen provoziert wird und alle Kinder während dieser Zeit schutzlos den daraus resultierenden Aerosolen ausgesetzt sind (selbst bei Raumdurchlüftung nicht vermeidbar).“ Zudem könne eine „Ansteckung auf dem Schulweg durch erkrankte Kinder, die erst in der Schule positiv getestet wurden“, bereits stattgefunden haben. „Der einzige Grund, der aus meiner Sicht gegen die Testung zu Hause spricht, ist der Kontrollverlust über die Sorgfaltspflicht“, schreibt sie. „Die Belastung für die Kinder, die erhöhte Fehlerhaftigkeit bei der Durchführung in der Schule und die erhöhte Gefahr einer Ansteckung sollten als Argumente ausreichen, um sich für das Vertrauen in die Elternschaft zu entscheiden.“ ces

Den „Offenen Brief“ findet Sie hier: ku-rz.de/henrich

Denise Bergfeld zum Start der Schnelltests für Schüler

Für Schulenbleiben zu vieleFragen offen

An neuen Ideen, Konzepten und engagierten Lehrern, um diese umzusetzen, mangelt es an der Realschule plus in Oberwesel nicht – wie auch an zahlreichen anderen Schulen bei uns im Rhein-Hunsrück-Kreis. An der Corona-Pandemie mit all ihren Herausforderungen versucht die Schule nicht zu verzweifeln, sondern als Gemeinschaft zu wachsen. Keine leichte Aufgabe.

Was passiert beispielsweise, wenn ein Schüler im Falle eines positiven Tests nicht von den eigenen Eltern mit dem Auto oder zu Fuß abgeholt werden kann? Solche Einzelfälle gibt es, bei denen die Eltern beispielsweise zu weit weg wohnen und kein Auto besitzen. Mit dem Bus nach Hause zu fahren oder sich von jemand anderem abholen zu lassen ist bei einem positiven Testergebnis keine Option. In Rheinland-Pfalz ist es bisher aber auch in solchen Ausnahmefällen nicht gestattet, die Tests vor dem Weg zur Schule daheim vorzunehmen.

Auch hat die termingerechte Lieferung der nächsten Testkits an die Realschule plus in Oberwesel nicht für Freude, sondern schon nach dem Auspacken für Ernüchterung gesorgt. Denn diese stammen von einem anderen Hersteller und werden anders angewendet. Jetzt geht es statt zwei Zentimeter mit dem Stäbchen 2,5 Zentimeter in die Nase. Statt viermal soll das Stäbchen fünfmal gedreht werden. Auf das Testkit sollen nun drei statt vier Tropfen Flüssigkeit gegeben werden. Das Stäbchen soll nicht mehr zehnmal im Röhrchen gedreht, sondern 30 Sekunden hoch- und runterbewegt werden. Für das Gros der Erwachsenen mag das vielleicht banal klingen, aber man sollte nicht vergessen, dass es hier um Kinder geht, die das Testen erst lernen. Nach nur einer knappen Woche im Testbetrieb ist die Anleitung auf Papier und Video bereits überholt. Bei den Lehrern sorgt dies – verständlicherweise – nur noch für Kopfschütteln.

E-Mail: denise.bergfeld@rhein-zeitung.de

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