Nachdem bekannt wurde, dass alle Schüler zweimal wöchentlich einen Schnelltest an den Schulen durchführen sollen, mehrten sich Bedenken von Eltern und Lehrern, der sich nun offenbar auch Berlins Schulpsychologen anschließen. Neben einigen weiteren Schulen hatten die Integrierte Gesamtschule (IGS) Emmelshausen und das Kant-Gymnasium Boppard Anfang April entschieden, Schülern die Möglichkeit einer Selbsttestung zu Hause zu geben.
„Wir halten eine Testung Ihrer Kinder aus verschiedenen Gründen zu Hause für die sinnvollere Option, auch die Reaktionen einiger Eltern zeigen, dass wohl viele von Ihnen das genauso sehen“, hatte der Schulleiter des Kants, Burkhard Karrenbrock, in einem Brief an die Eltern geäußert, der unserer Redaktion vorliegt. Die Schule habe die gelieferten Tests „genauer angeschaut und festgestellt, dass sie mit relativ geringem Aufwand einzeln zu verpacken sind“. Einige Tage später aber musste Karrenbrock sein Angebot widerrufen.
Diese Vorgehensweise habe die „vorgesetzte Behörde“ nicht erlaubt, wie aus einem weiteren Elternbrief hervorgeht. Karrenbrock gibt die Mitteilung wie folgt wieder: „Die vom BM ausgelieferten Tests sind für die Testung in der Schule unter Aufsicht gedacht. Eine Zulassung für die Tests für zu Hause liegt nicht vor. Die derzeit zur Verfügung stehenden Tests sind nur in größeren Gebinden lieferbar, und ihre Vereinzelung ist nicht möglich ohne die Zuverlässigkeit der Tests einzuschränken.“ Daher könne die Schule „leider nur noch die Möglichkeit bieten“, die Kinder in der Schule testen zu lassen.
Ramona Henrich aus Morshausen, Mutter zweier schulpflichtiger Kinder, nutzte die Form eines „Offenen Briefs“ an knapp 700 Empfänger, um zu erklären, warum auch sie sich gegen Selbsttests in der Schule ausspricht. Sie nennt als mögliche Konsequenz einer Positivtestung etwa eine emotionale Überforderung und stellt die Möglichkeit, das Kind seelisch zu betreuen, aus logistischen und personellen Gründen infrage. „Mein Kind muss im Falle einer Testung in der Schule abgeholt werden, was ich logistisch nicht bewerkstelligen kann“, nennt sie als weiteren Grund.
Außerdem: „Das Testergebnis könnte unzuverlässig sein, weil Kinder den Test womöglich nicht korrekt durchführen; die Kinder stecken sich während der Testung möglicherweise gegenseitig an, da während des Testens ein Husten und Niesen provoziert wird und alle Kinder während dieser Zeit schutzlos den daraus resultierenden Aerosolen ausgesetzt sind (selbst bei Raumdurchlüftung nicht vermeidbar).“ Zudem könne eine „Ansteckung auf dem Schulweg durch erkrankte Kinder, die erst in der Schule positiv getestet wurden“, bereits stattgefunden haben. „Der einzige Grund, der aus meiner Sicht gegen die Testung zu Hause spricht, ist der Kontrollverlust über die Sorgfaltspflicht“, schreibt sie. „Die Belastung für die Kinder, die erhöhte Fehlerhaftigkeit bei der Durchführung in der Schule und die erhöhte Gefahr einer Ansteckung sollten als Argumente ausreichen, um sich für das Vertrauen in die Elternschaft zu entscheiden.“ ces
Den „Offenen Brief“ findet Sie hier: ku-rz.de/henrich