Der Rücktritt von Sandra Porz als SPD-Kreisvorsitzende und ihr Verzicht auf ihr Kreistagsmandat sowie ihre Ausschusssitze sind ein mutiger und richtiger, weil konsequenter Schritt. Eine Partei zu führen, ist keine leichte Aufgabe. Die SPD zu führen, schon gar nicht – das kennt man aus der Bundespolitik. Und wie beim kürzlichen Rücktritt der SPD-Bundesvorsitzenden Andrea Nahles, hinterlässt auch im Rhein-Hunsrück-Kreis der Rücktritt der Vorsitzenden einen Scherbenhaufen in der Partei.
Das war Sandra Porz sehr wohl bewusst. Sie vollzog ihren jetzigen Schritt bislang deshalb nicht, um ihrer Verantwortung gegenüber der Partei gerecht zu werden. Vorsitzende müssen viele verschiedene Charaktere, Generationen und Meinungen innerhalb ihrer Partei unter einen Hut bringen, um dann mit einer gemeinsamen, starken Stimme sprechen zu können. Dabei bleiben zwangsläufig persönliche Befindlichkeiten, Wünsche und Meinungen auf der Strecke – auch die der Vorsitzenden. Auseinandersetzungen gehören zum Geschäft, aber das gemeinsame Ziel darf nicht aus den Augen verloren werden.
„Verrat“ hat allerdings eine gänzlich andere Qualität. Sandra Porz stand nach der konstituierenden Sitzung des Kreistages vor der Wahl, gegen die Abweichler bei der Beigeordnetenwahl konsequent vorzugehen oder aber ihre Ehrenämter niederzulegen. Dass sie Letzteres getan hat, beweist ihre Stärke. Jemand, der sich in seiner Freizeit mit aller Kraft für eine Sache engagiert, muss nicht alles mit sich machen lassen. Die Schmerzgrenze von Sandra Porz war nun überschritten. Den Abweichlern war bei der Abstimmung im Kreistag entweder nicht bewusst, dass sie einen Schritt zu weit gehen oder – schlimmer noch – es war ihnen egal. So egal, wie es ihnen wohl auch war, unter wem sie weiterhin die Kreispolitik der Genossen bestimmen. Sie haben unterschätzt, dass dies mit Sandra Porz nicht zu machen war. Das hat sie auch nicht nötig, denn dafür hat Sandra Porz als Kommunalpolitikerin zu hohe Qualitäten. Schade darum!