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Mittelrhein

Vater Rhein zieht sich langsam zurück: War's das jetzt?

Von Wolfgang Wendling
Während in St. Goar im Stadtzentrum der Rhein auf die B 9 schwappte, genügte es für die Helfer, die Innenstadt mit Sandsäcken vor der Überflutung zu schützen. Der Quickdamm war diesmal nicht nötig.
Während in St. Goar im Stadtzentrum der Rhein auf die B 9 schwappte, genügte es für die Helfer, die Innenstadt mit Sandsäcken vor der Überflutung zu schützen. Der Quickdamm war diesmal nicht nötig. Foto: Werner Dupuis

Vorerst haben es die Mittelrheiner mal wieder geschafft: Die Flut ebbt ab, Vater Rhein zieht sich langsam in sein Bett zurück. Zurück bleiben Schmutz und Unrat in zahlreichen Kellern, Frust über gesperrte Straßen, stillgelegte Fähren und stornierte Buchungen von Hotelzimmern. Zurück bleibt auch die Frage: War's das jetzt mit dem Hochwasser?

Lesezeit: 2 Minuten
Ein klares Nein kommt von Jürgen Goedert: „Bei erfahrenen Mittelrheinern heißt es: Das Hochwasser kommt dreimal“, sagt der St. Goarer Bauhofleiter. Er rechnet bereits in der nächsten Woche mit dem dritten Hochwasser seit Jahresbeginn. Doch zunächst können auch Goedert und seine Mannen sowie alle ehrenamtlichen Helfer der mittelrheinischen Bauhöfe, Feuerwehren und ...
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Klimaforscher schlagen Alarm: Hochwassernotgemeinschaft Rhein fordert Anpassungen

Mittelrhein. Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr kommen die Anlieger am Mittelrhein bei einem statistisch gesehen zweijährigen Hochwasser voraussichtlich noch einmal mit einem blauen Auge davon. Doch die Hochwassernotgemeinschaft Rhein (HWNG) schlägt Alarm. Hintergrund ist eine aktuelle Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, das Betroffene und Verantwortliche gleichermaßen aufschreckt.

Laut dieser Studie wird sich infolge der globalen Erwärmung das Risiko von Überschwemmungen an Flüssen weltweit – auch in Deutschland – vielerorts stark erhöhen. Berechnet wurde auf dieser Grundlage die nötige Erhöhung des Hochwasserschutzes bis in 2040er-Jahre und festgestellt, dass der Anpassungsbedarf in vielen Teilen der Welt einschließlich Mitteleuropa und auch in Deutschland am größten ist. Ohne Gegenmaßnahmen wären laut Studie viele Millionen Menschen von schweren Überschwemmungen bedroht.

Zahl der Betroffenen wird steigen

Ohne zusätzliche Anpassungsmaßnahmen wie Deichausbau, verbessertes Flussmanagement, Veränderung von Baustandards oder Verlagerung von Siedlungen, so prognostiziert die Studie, würde sich die Zahl der Menschen, die von den stärksten 10 Prozent der Hochwasserereignisse betroffen sind, vielerorts erhöhen. In Deutschland könnte die Zahl von 100.000 auf 700.000, also um das Siebenfache, rechnen die Wissenschaftler vor. Selbst in hoch entwickelten Ländern mit guter Infrastruktur sei der Anpassungsbedarf groß, wenn das bisherige Schutzniveau beibehalten werden soll und die Menschen aufgrund von Überschwemmungen nicht ihre Häuser verlassen müssen.

Kritik an Sondierungspapier

„Die Untersuchung unterstreicht die von der HWNG seit Langem geforderte forcierte Umsetzung von im Bau befindlichen beziehungsweise geplanten Retentionsmaßnahmen“, heißt es in einer Pressemitteilung. Notwendig seien vor allem auch die Ausweisung neuer Retentionsräume und die Stärkung sowohl der kommunalen als auch der privaten Vorsorge als Anpassung an den sich immer stärker bemerkbar machenden Klimawandel. Vor diesem Hintergrund kritisiert die HWNG die Abkehr von den deutschen Klimazielen im Rahmen der Sondierungsgespräche zur Bildung einer neuen Bundesregierung: „Die wissenschaftlich belegte Entwicklung zeigt, dass wir uns keinen derartigen Rückschritt leisten können, der weiter auf fossile Brennstoffe setzt.“ Die jetzt schon in der Atmosphäre vorhandenen Treibhausgase führten zur Zunahme der Hochwasserrisiken in den nächsten 20 bis 30 Jahren. Sollten weiterhin schädliche Treibhausgase produziert werden und nimmt die globale Erwärmung über die 2-Grad-Grenze zu, sei laut Experten die Anpassung schwierig.

Das Fazit der HWNG: „Um die Gefahr zu bannen, ist jetzt Handeln angesagt, und zwar im Klimaschutz und bei der Anpassung, beispielsweise der Hochwasserrisikovorsorge. Beide Bereiche müssen ernst genommen werden und es muss jetzt dort massiv in die Zukunft investiert werden, um Schäden möglichst gering zu halten.“

Weitere Infos: www.hochwassernotgemeinschaft-rhein.de

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