Urbar

Spannende Revue im Zeichen der Liebe – Furiose Rückkehr der Urbarer Laienspieler

„All You Need Is Love“: Mit dem Beatles-Klassiker setzten „Die Hare“ und Vocantonius den Schlusspunkt unter ein unterhaltsames Bühnenprogramm, das durch den Wechsel von Theater und Gesang geprägt war. Das Publikum quittierte die schwungvolle Revue mit stehenden Ovationen.
„All You Need Is Love“: Mit dem Beatles-Klassiker setzten „Die Hare“ und Vocantonius den Schlusspunkt unter ein unterhaltsames Bühnenprogramm, das durch den Wechsel von Theater und Gesang geprägt war. Das Publikum quittierte die schwungvolle Revue mit stehenden Ovationen. Foto: Theatergruppe die Hare

Ja, sie können es noch – und wie! „Die Hare“ sind nach pandemiebedingter Bühnenabstinenz furios zurückgekehrt. Stehende Ovationen waren bei zwei ausverkauften Galaabenden im Bürgerhaus Winzerkeller der Dank des begeisterten Publikums. Nach zwei Jahren, in denen Kulturelles eher Schmalkost war, servierten das Theater „Die Hare“ in appetitlichen kleinen Happen und im Dialog mit musikalischen Leckerbissen der Gesangstruppe Vocantonius.

Lesezeit: 3 Minuten
Anzeige

Für die Zuschauer stand nach drei kurzweiligen Stunden jedenfalls fest: Wir haben uns köstlich amüsiert. Und genau darum ging es der Theatergruppe „Die Hare“ und dem A-cappella-Ensemble Vocantonius bei ihrem ersten gemeinsamen Projekt: Die Zuschauer aus ihrem Alltag zu entführen und rund um das Thema „Liebe“ ein hoffnungsvolles Zeichen zu setzen in den düsteren Zeiten von Ukraine-Krieg, Corona und sonstigen Krisen.

Schwungvolle Rede zum Einstieg

Begonnen hatte der Abend mit einer schwungvollen Begrüßungsrede von Tom Theis, in der er auf die bitteren Erfahrungen der „Hare“ während der Pandemie einging. Auf das zunächst verschobene und schließlich komplett abgesagte Theaterprojekt der Gruppe und die Umstände, die dazu führten. Auf die Schwierigkeiten, ein abendfüllendes Programm zu gestalten, und schließlich auf die Idee, mit einem neuen Konzept trotzdem dem Theaterspiel treu zu bleiben. Möglich wurde das aber erst durch das Zusammenspiel mit Vocantonius.

Dieses Konzept eines Nummerntheaters aus vielen kleinen Kurzstücken und eingestreuten Gesangsblöcken der A-cappella-Gruppe ging jedenfalls voll auf. Durch den stetigen Wechsel von Theater und Gesang entstand eine spannende Revue unter den Vorzeichen der Liebe, bei der es dem Publikum nie langweilig wurde. Als roter Faden wurden die Nummern verknüpft durch die humorvolle Moderation zweier Figuren, die unterschiedlicher kaum sein konnten.

Während Professor Sommerfeld (Thomas Muders) in seinen Vorträgen zur „Theorie der Liebe“ in romantischen, idealisierten Sphären schwebte, holte ihn sein Gegenüber, die kernige Putzfrau Lieschen Müller, immer wieder mit ihrem Pragmatismus zurück auf den Boden der Tatsachen. „Ich hab drei Kinder von vier Männern, war fünfmal verheiratet und bin sechsmal geschieden.“

Mit solchen Kommentaren und ihrem bodenständigen Humor in vollendetem „Urbarer Platt“ erntete Frau Müller, hinreißend gespielt von Anne Gemünden, ein ums andere Mal Applaus. Mit diesen Vorzeichen und unter dem Motto „Verliebt, verlobt verheiratet“ entstand so ein bunter Reigen, der mit dem Stück „Findest du mich dick?“ (Hildegard und Markus Muders) startete und einen klassischen Beziehungskonflikt auf humorvolle Weise beleuchtete.

Weiter ging’s mit einem selbst verfassten Stück, bei dem zwei frisch verliebte Teenager (Nina Oppermann und Paul Muders) ihre „Liebesprosa 2.0“ per WhatsApp teilten und das Publikum über die Leinwand den Chatverlauf mitverfolgen konnte. Danach folgte der erste Gesangsblock mit vier zauberhaften Liebesliedern von Vocantonius. Frontmann Uli Busch hatte alle dargebotenen Songs des Abends eigens neu arrangiert und allen Sängern eine Solonummer zugedacht.

So standen alle einmal im Rampenlicht: Margit und Uli Busch, Susanne, Marina und Sandra Muders, Christiane Theis und Jürgen Lang. Was wäre wohl gewesen, wenn sich Romeo und Julia statt des ihnen zugedachten Giftes einfach eine Flasche Grappa einverleibt hätten, zueinandergefunden hätten und mittlerweile ein gemeinsames langes Leben auf dem Buckel hätten? Die Antwort auf diese Frage gaben Tom und Jani Theis als „Romeo und Julia“ in einer hinreißend gespielten Frühstücksszene. Das Publikum war angetan von diesem typischen „Hare-Humor“.

Nach der Pause folgte der zweite Gesangsblock von Vocantonius mit toll interpretierten Titeln von Annie Lennox, den Beatles und Bob Dylan. Selbst die Liebeslyrik kam an diesem Mottoabend nicht zu kurz, auch wenn die skurrilen Gedichte, dargeboten von Caroline Hitzel und Markus Muders, doch recht wenig mit den großen Vorbildern Goethe oder Heine zu tun hatten. Dafür war’s umso mehr zum Schmunzeln.

Paartherapie? Nicht die schlechteste Entscheidung

Wenn es in einer Beziehung ernsthaft kriselt, ist eine Paartherapie nicht die schlechteste Entscheidung. Dass eine solche Eheberatung aber auch mal aus dem Ruder laufen kann, zeigten Tom und Jani Theis sowie Margit Busch im letzten Theaterstück des Abends. Die Lacher hatten sie auf ihrer Seite.

Als letzten Song stimmte Vocantonius den Beatlesklassiker „All You Need Is Love“ an, die Liebeshymne schlechthin. Zu diesen Klängen versammelten sich alle Beteiligten auf der Bühne und verabschiedeten sich von einem begeisterten Publikum, das es ihnen mit Standing Ovations dankte. red

Als Helfer hinter den Kulissen haben sich insbesondere die Techniker Frank Bachmann und Wolf-Kristian Wolf sowie Maskenbildnerin Alex Oppermann verdient gemacht, während ein fleißiges Cateringteam die Zuschauer bestens bewirtete.