Ausgesprochen Schinderhanneslastig präsentiert sich bis dato die Simmerner Gedenkkultur. Ein auf der Guillotine hingerichteter Mörder und Chef einer brutalen Räuberbande, der nach einigen Wochen Haft aus dem nach ihm benannten Turm fliehen konnte, wird völlig zu Unrecht, historisch nicht haltbar, als Rächer der Reichen und Wohltäter der Armen glorifiziert.
Wenn man schon eine historische Figur als Vorbild und Bewusstseinmachung von lokaler Geschichte bemühen möchte, dann ist Herzog Johann II. allererste Wahl, dem die Stadt Simmern jetzt ein Denkmal setzen will.
Herzog Johann II. verkörperte schon in Zeiten, als solche Werte bedeutungslos waren, humanistische Ideale, kritisierte den Hexenwahn, hob für seine Bürger die Leibeigenschaft auf, sorgte für Bildung seiner Untertanen und förderte die Kunst. Er war Ratgeber und Statthalter des Kaisers und Richter am höchsten Gericht. Bei Reichstagen hatten seine Worte großes Gewicht. Simmern im Hunsrück, ein unbedeutendes Nest, arm und abgelegen in der Provinz liegend, erlebte während Johanns Regierungszeit eine ganz ungewöhnliche Blüte.
Gerade in Zeiten verlorener Ideale könnte fernab aller verklärenden und historisierenden Romantik, ein solches Denkmal öffentliches Bewusstsein schaffen. Und ganz nebenbei bietet seine Installation die Gelegenheit zur Umgestaltung des Schlossplatzes von einer versiegelten Brache, zu einen lebens- und liebenswürdigen Stadtmittelpunkt. Werner Dupuis
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