Plus
Kirchberg

Schüler streiken: Ihr Klassenlehrer soll bleiben

Sie streiken, damit ihr Klassenlehrer bleiben darf: In den ersten beiden Schulstunden am Mittwochmorgen wollten die Schüler und auch einige Eltern der Ausonius-Realschule plus in Kirchberg ein Zeichen setzen. 
Sie streiken, damit ihr Klassenlehrer bleiben darf: In den ersten beiden Schulstunden am Mittwochmorgen wollten die Schüler und auch einige Eltern der Ausonius-Realschule plus in Kirchberg ein Zeichen setzen.  Foto: Denise Bergfeld

Eigentlich hätten die 23 Schüler aus der Klasse 9 D der Ausonius-Realschule plus in den ersten beiden Stunden Sport. Doch sie sind am Mittwochmorgen nicht zur Sporthalle an der Kooperativen Gesamtschule in Kirchberg gekommen, sondern versammeln sich im Flur und halten Plakate in die Höhe.

Lesezeit: 3 Minuten
Auch aus anderen Klassen gesellen sich immer mehr Schüler hinzu. Sogar ein paar Eltern sind dabei. Sie alle wollen ein Zeichen setzen für den Klassenlehrer der 9 D, Tobias Stuckardt. „Herr Stuckardt, wir brauchen Sie“ und „ADD zeig Herz, lasst uns Herrn Stuckardt“ ist darauf zu lesen. Der junge Lehrer hat erst ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

Denise Bergfeld über das Engagement einer Schulklasse

Nicht mitten im Schuljahrrausreißen

Es ist schon bemerkenswert, dass sich eine Klasse für ihren Lehrer so sehr engagiert und sogar bereit ist, ein Zeichen in der Öffentlichkeit zu setzen. Das zeigt, dass der betroffene Pädagoge in seinem Job offenbar vieles richtig gut gemacht hat. Er hat sich über das normale Maß hinaus engagiert, heißt es, und ist zur Vertrauensperson für die Schüler geworden. Nur verständlich, dass sich die jungen Menschen nicht damit abfinden wollen, ihren Klassenlehrer mitten im Schuljahr abgeben zu müssen. Dabei lernen sie auch noch fürs Leben: Sie lernen, dass sie eine Stimme haben und sich für ihre Rechte einsetzen können. Sie lernen, dass zu einem demokratischen System auch Streiks gehören. Und vielleicht erfahren sie ja auch, dass es lohnenswert sein kann, sich für eine Sache gemeinsam stark zu machen.

Der Fall zeigt aber auch, dass es nicht wirklich rund läuft im rheinland-pfälzischen Bildungssystem. Da gibt es bei den Lehrern eine Zweiklassengesellschaft aus fest angestellten Kollegen und Vertretungskräften mit befristeten Verträgen, die nicht nur finanziell schlechter gestellt sind, sondern auch regelmäßig um ihre Jobs bangen müssen. Da wird mitten im Schuljahr ein Lehrer abgezogen, um an einer anderen Schule eine Lücke zu füllen. Das macht sich auf dem Papier gut, denn der Stellenplan stimmt wieder. Pädagogisch und menschlich ist das aber durchaus anzuprangern. Was wird den jungen Menschen damit vermittelt? Dass das über Jahre gewachsene soziale Gefüge bei Behörden und Verträgen kaum zählt? Dass eine gute Leistung allein nicht ausreicht, sondern einfach kurzfristig über die Köpfe der Betroffenen hinweg entschieden wird? Bleibt zu hoffen, dass die ADD ein Einsehen hat und der Klassenlehrer zumindest noch bis Schuljahresende bleiben kann.

Meistgelesene Artikel