Harmonie lautete das Zauberwort der letzten Sitzung des Kreistags. So heftig es in den vergangenen Jahren hin- und hergegangen war, so sehr waren alle Fraktionen bemüht, bei ihrer finalen Zusammenkunft miteinander statt gegeneinander zu sprechen und dabei auch einen gemäßigten Ton anzuschlagen.
Dies hatte viel weniger mit dem laufenden Wahlkampf zu tun als mit dem erkennbaren Wunsch, dass zum Abschluss einer intensiven politischen Phase auf Augenhöhe miteinander umgegangen wird. Auch wenn die Sitzung des Kreistags teils etwas ausschweifend wirkte, blieb die Stimmung ruhig und sachlich – und selbst beim einzigen wirklichen Streitthema, der Bahnlärm-Resolution, inhaltsorientiert.
Auch wenn in den Wochen bis zum Urnengang am 26. Mai noch manches Wahlkampfgetöse losbrechen dürfte, war diese Sitzung ein gutes Signal. Denn die Parteien, die in den vergangenen Monaten ein ums andere Mal weit voneinander abgerückt waren und vom politischen Gegner bisweilen tief getroffen wirkten, schienen offen für Dialog. Und den wird der neue Kreistag vielleicht noch deutlich stärker brauchen, als ihn das „alte“ Gremium nötig hatte.
Die Politik betont immer gern, dass es bei aller politischer Arbeit immer um das Wohl der Gemeinschaft und des einzelnen Bürgers geht. Manches Mal ließ sich in den vergangenen Jahren auf Kreisebene allerdings der Eindruck gewinnen, dass es darum nicht wirklich in jedem Moment ging, sondern mitunter auch um eigene, teils sehr individuelle Interessen. Der neue Kreistag wird jetzt seinen eigenen Weg finden müssen. Die Harmonie der letzten Sitzung des „alten“ Rats fortzusetzen, wäre vielleicht kein schlechter Ansatz.