Wer an den Rhein-Hunsrück-Kreis denkt in der Nacht, ist zwar nicht unbedingt um den Schlaf gebracht. Aber er ist – bei Tageslicht betrachtet – doch ziemlich hin und hergerissen zwischen Provinzialismus und Weltläufigkeit, zwischen kleinlicher Brückendebatte und großartigem Welterbe-Feeling, zwischen dahinsiechendem Flughafen Hahn und aufstrebenden Global Playern in der heimischen Ökonomie, zwischen Kreisklasse und Weltklasse.
Diesen Zwiespalt der Gefühle hinterlässt auch die Expertise von Focus Money. Laut Studie spielen wir beim Wirtschaftswachstum deutschlandweit ganz vorne mit, bei der Attraktivität und Lebensqualität ist unser Kreis jedoch biederer Durchschnitt.
Ausgerechnet bei der Lebensqualität. Dabei ist es gerade mal 14 Jahre her, dass wir den Titel „Lebenswerteste Kommune der Welt“ gewannen. Im kanadischen Niagara nahm Landrat Bertram Fleck 2004 den „LivCom Award“ entgegen. „Wir sind Weltmeister“, so haben wir Kreisbürger es der Welt verkünden können. Immerhin ist die Welt ein Stück weit bei uns geblieben. Schließlich ist unser Mittelrheintal „Welterbe der Menschheit“. Wie kümmerlich wirkt da eine Debatte, ob eine mögliche Brücke über den Mittelrhein als Landesstraße oder als Kreisstraße gebaut werden soll. Man müsste allen, die sich auf eine solche Diskussion einlassen, zurufen: Wisst Ihr noch, als „unser Rhein-Hunsrück-Kreis ein Stück weit im Mittelpunkt der Welt stand“. So hatte es Landrat Bertram Fleck bei der Weltmeisterfeier in Berlin formuliert. Rhein-Hunsrück, wie haste Dir verändert, könnte man mit den Berlinern lamentieren. Damals wurden wir bewundert, heute werden wir bedauert, auch wegen der unseligen Brückendebatte.