Früher war gewiss nicht alles besser. Das Modell Großfamilie, wo alle aufeinander gluckten und keiner das Wort Privatsphäre kannte, hat ausgedient. Damals war es ein stückweit normal, dass Menschen aus dem näheren Umfeld starben: Die Erwachsenen hatten Rituale, damit umzugehen, und die Kindern wurden mehr oder weniger einbezogen. Der Tod war nichts Besonderes. Die Trauer klammerte sich an feste Rituale, der Rest war Tabu, das machte man mit sich allein aus, ob Kind oder Erwachsener. Weniger körperlich schwere Arbeit, bessere Ernährung und Gesundheitsversorgung bringen es mit sich, dass die Menschen heute älter werden und auch in kleineren Einheiten zusammenleben. In der Ein- oder Zwei-Kind-Familie kommt das Sterben seltener vor. Wir haben weniger Erfahrung damit.
Engagierte Hospizhelfer wie Regine Hilgert holen den Tod wieder ins Leben zurück, sie tragen dazu bei, dass es wieder als normaler empfunden wird, dass jemand stirbt und dass er an seinem Lebensende nicht alleingelassen wird. Sie zeigen uns aber auch, dass es genauso normal ist, intensiv zu trauern, und dass wir uns dabei nicht auf die eingefahrenen Rituale der Erwachsenen beschränken müssen, die zugegebenermaßen für manche auch hilfreich sein können.
Aber: Jeder trauert anders. Manche Kinder ziehen sich zurück, können aber zum Beispiel im Malen oder anderen kreativen Techniken ihre Traurigkeit ausdrücken. So tragisch ein Sterbefall auch ist, was wir von und mit den Kindern lernen können, ist, dass Trauer kein Tabu mehr ist und dass trotz allem Schmerz und Verlust das Leben weitergeht.
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