Wer hat nun gewonnen? Klar, durch die jeweilige Parteibrille betrachtet, werden die Zuhörer im Publikum ihr Urteil wohl schon vor der Diskussion gefällt haben. Während die CDU-Sympathisanten Thomas Klemm bereits nach seinen vier „Ich weiß ...“-Sätzen zu Anfang schon für den geeigneten „Macher“ für die neue Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen angesehen haben dürften, wird die Sozialdemokraten im Saal die gewohnt sachliche und ruhige Art, die Michael Boos analog zu seiner siebenjährigen Amtszeit als Simmerns VG-Bürgermeister auch bei der Fragerunde in Mengerschied an den Tag legte, darin bestätigt haben, wen sie für den besseren halten. Daneben machten auch die Bewerber von FDP und den Grünen ihre Sache unaufgeregt, wobei man dem Grünen Karsten Klopmann als politischem Neuling zu Anfang seine Nervosität anmerkte. Der Liberale Thorsten Hachmer entpuppte sich als gewandter Redner, der abwarten konnte, um dann mit klaren Aussagen zu punkten.
Auf dem Podium saßen zwar vier Vertreter verschiedener Parteien, die aber nicht auf Attacke gebürstet waren. Man geht fair miteinander um. Wer aufgrund der unterschiedlichen politischen Lager heftige Kontroversen erwartet hatte, wurde enttäuscht.
Und das ist gut so. Denn Kommunalpolitik ist nicht in erster Linie eine Domäne von parteilichen Auseinandersetzungen – auch wenn das in manchen Räten im Rhein-Hunsrück-Kreis zuweilen so praktiziert wird. Es geht um Gestaltung im Sinne einer Verbesserung der Lebensbedingungen in den Städten und Gemeinden. „Gemeinsam großartig“, der Slogan für die neue Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen passt da bestens. Sinnvolle Regelungen zu finden und umzusetzen, das funktioniert nicht mit Alleingängen, sondern nur gemeinsam. Die Menschen wollen auch gar keine Parteikämpfe bis aufs Messer. Weil diese aber dennoch immer wieder und teilweise mit großer ideologischer Verbohrtheit geführt werden, wenden sich die Menschen immer mehr von Parteien und deren Vertretern ab.
So war es in Mengerschied erfrischend zu hören, dass ein Liberaler über seinen Schatten springen konnte und bei dem Wort „Umverteilung“ eben keine Schnappatmung bekam. Oder dass der Grüne und der Liberale ganz ungeniert in ihren Redebeiträgen ihren SPD-Mitbewerber für Dinge lobten, die dieser in seiner bisherigen Amtszeit ihrer Ansicht nach gut gemacht hat.
Fürs Publikum blieb an diesem Abend die Erkenntnis, dass die vier Bewerber inhaltlich häufig auf einer Wellenlänge liegen. Unterschiede waren allenfalls in der Körpersprache auszumachen – ein in sich ruhender Michael Boos, dagegen ein wachsamer, zuweilen etwas auf dem Sprung erscheinender Thomas Klemm, ein abwechselnd lässig zurückgelehnter oder hellwacher Thorsten Hachmer sowie ein manchmal nervöser aber erfrischender Politikneuling Karsten Klopmann. Welchen Eindruck die Wähler am Ende bevorzugen, wissen wir in spätestens drei Wochen nach der Stichwahl.