Simmern

Pfarrgemeinschaften sind fusioniert: Gründungsgottesdienst der Pfarrei Simmern-Rheinböllen St. Lydia gefeiert

Die Trialogpredigt wurde von drei Betrachtungsweisen gestaltet: der Figur der heiligen Lydia, einer resignierenden Stimme sowie der Hoffnungsperspektive. Sechs große Themenfelder wurden angesprochen, anschließend die Schlagworte zur Veranschaulichung hochgehalten und anschließend von Messdienern aus allen beteiligten Pfarreien an einer Pinnwand befestigt.
Die Trialogpredigt wurde von drei Betrachtungsweisen gestaltet: der Figur der heiligen Lydia, einer resignierenden Stimme sowie der Hoffnungsperspektive. Sechs große Themenfelder wurden angesprochen, anschließend die Schlagworte zur Veranschaulichung hochgehalten und anschließend von Messdienern aus allen beteiligten Pfarreien an einer Pinnwand befestigt. Foto: Markus Koch

Wie stellt man sich einen Gründungsgottesdienst in einer katholischen Kirche vor? Möglicherweise so, dass viele geweihte Würdenträger sich um den Altar versammeln, um die Messe zu zelebrieren. Beim Gründungsgottesdienst der Pfarrei Simmern-Rheinböllen St. Lydia war vieles anders.

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Wie stellt man sich einen Gründungsgottesdienst vor? Möglicherweise so, dass ein Kirchenchor den Gottesdienst mit alten Chorälen musikalisch mitgestaltet. Und die geladenen Vertreter der Ökumene sitzen wie viele Gläubige brav auf den Kirchenbänken und feiern den Festgottesdienst passiv mit. Beim Gründungsgottesdienst der Pfarrei Simmern-Rheinböllen St. Lydia war jedoch vieles anders.

Wie es in einer Pressemitteilung heißt, haben sich zum 1. Januar die Pfarreien der Pfarreiengemeinschaften Simmern (mit Biebern und Ravengiersburg) und der Pfarreiengemeinschaft Rheinböllen (mit Rayerschied und Schnorbach) zu der großen Pfarrei St. Lydia zusammengeschlossen. Mit mehr als 8000 Katholiken aus mehr als 40 Orten ist das Gebiet nahezu deckungsgleich mit der Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen.

Einzige katholische Gemeinde unter Patrozinium der Heiligen Lydia

Mit der Pfarrpatronin der heiligen Lydia hatte man bereits im Vorfeld die erste christliche Europäerin ausgewählt, die die damalige Gemeinde in Philippi geleitet hat. Die neue fusionierte Pfarrei ist die einzige katholische Gemeinde in Deutschland, die unter dem Patrozinium der heiligen Lydia firmiert.

Zu Beginn hieß der neu ernannte Dekan des Pastoralen Raumes Simmern, Pfarrer Lutz Schultz, die Gläubigen in der voll besetzten Kirche St. Josef in Simmern willkommen. Begrüßt wurden auch die Ehrengäste, besonders VG-Bürgermeister Michael Boos, Stadtchef Andreas Nikolay aus Simmern und der Erste Beigeordnete von Rheinböllen, Bernd Raab, der die Stadtbürgermeisterin Bernadette Jourdant vertrat. Besonders willkommen geheißen wurde Pfarrer Christian Hartung in Vertretung des Superintendenten des Evangelischen Kirchenkreises Simmern-Trarbach, Markus Risch.

Wenn wir in Gesprächen mit Mitgliedern unserer Gemeinde sind, stellen wir viel Resignation fest. Dabei gibt es viele Hoffnungszeichen, insbesondere in den lokalen Teams, die mit viel Kreativität tolle Angebote am Ort entwickelt haben.

Markus Koch, neu gewählter Pfarrgemeinderatsvorsitzender aus Rayerschied.

Die örtlichen Vertreter der Ökumene Pfarrer Wolfgang Jöst (Evangelische Kirchengemeinde Rheinböllen-Dichtelbach) und Pastor Michael Lauff (Freie evangelische Gemeinde Simmern) gestalteten den Gottesdienst am Altar mit. Die bisherige Pfarreienratsvorsitzende Birgit Bai aus Simmern verlas zu Beginn das Gründungsdekret der neuen Pfarrei von Bischof Stephan Ackermann.

Ergänzt wurde das Dekret durch den Hinweis, dass der Pfarrgemeinderat von St. Lydia an der Leitung der neuen Gemeinde mitwirkt. Musikalisch schwungvoll wurde der Gottesdienst vom Singkreis Simmern unter der Leitung von Andrea Jansen, der Musikband Inspiration und dem Organisten Bernd Loch mit vielen modernen Liedern mitgestaltet.

Predigt nicht durch einen Priester vorgetragen

Als Lektorin fungierte Myriam Hensel, die eine Stelle aus dem Buch des Propheten Jesaja vortrug, der als Grundlage für die Predigt gewählt wurde. Hierin heißt es: „Daran denkt ihr, daran klammert ihr euch. Aber blickt doch nicht immer zurück. Ich schaffe etwas Neues. Es kündigt sich schon an, merkt ihr es denn nicht? Ich werde eine Straße durch die Wüste legen; und ich lasse dort Ströme fließen.“

Diese Predigt wurde allerdings nicht durch einen Priester vorgetragen, sondern in Form einer Trialogpredigt von Gemeindereferentin Daria Thoi, vom neu gewählten Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Markus Koch aus Rayerschied sowie von dessen Stellvertreterin Bettina Klöckner aus Fronhofen. Die Idee, dass sogenannte Laien predigen sollten, hatte Pfarrer Thomas Schneider: „Wir wollen deutlich machen, dass in Zukunft nicht nur Pfarrer und Hauptamtliche das Gemeindeleben gestalten, sondern dass wir alle Kirche sind und jeder sich mit seinen Talenten einbringen kann und soll.“

Ich fand den Trialog sehr gut. Kritisch, aber positiv, die Probleme in unserer Kirche wurden angesprochen, aber man soll sich nicht davon abhalten lassen, neue Ideen einzubringen und das Gute, was immer noch bei uns ist, nicht verschweigen.

Martin Müller aus Dickenschied.

Intensiv hatte sich die Dreiergruppe im Vorfeld des Gottesdienstes Gedanken gemacht über den Inhalt der Trialogpredigt. Insbesondere die Frage, was sich die neue Pfarrei St. Lydia auf ihre Fahnen geschrieben habe, beschäftigte Gemeindereferentin Daria Thoi: „Es ist eine Frage nach Aufgabenfeldern, Profil, Neuorientierung und Identitätsfindung. Mit diesen Fragen stehen wir natürlich noch am Anfang, vieles wird sich in Zukunft noch entwickeln.“

Bettina Klöckner fügte hinzu: „,Das war schon immer so’ ist eine Aussage, die man oft hört, um Veränderungsprozesse nicht einleiten zu wollen. Wir haben uns über verschiedene Themen Gedanken gemacht und dabei auch betrachtet, wie es bei der urchristlichen Gemeinde von Philippi war, die unsere Pfarrpatronin Lydia geleitet hat. Dabei haben wir festgestellt, dass ihr Leben uns wertvolle Impulse geben kann für unser Gemeindeleben.“

Predigt von drei Betrachtungsweisen gestaltet

Markus Koch ergänzte: „Wenn wir in Gesprächen mit Mitgliedern unserer Gemeinde sind, stellen wir viel Resignation fest. Dabei gibt es viele Hoffnungszeichen, insbesondere in den lokalen Teams, die mit viel Kreativität und Engagement tolle Angebote am Ort entwickelt haben, das wollten wir mit dem Trialog rüberbringen.“

So wurde die Predigt von drei Betrachtungsweisen gestaltet: der Figur der heiligen Lydia, einer resignierenden Stimme sowie aus der Hoffnungsperspektive. Sechs große Themenfelder wurden angesprochen:

  • Gemeinschaft,
  • Sinnsuche,
  • Eigenverantwortung,
  • Gleichberechtigung,
  • Willkommenskultur und
  • Ökumene.

Die Schlagworte wurden zur Veranschaulichung hochgehalten und anschließend von Messdienern aus allen beteiligten Pfarreien an einer Pinnwand befestigt. Im Schlussfazit lud Gemeindereferentin Daria Thoi die Gläubigen dazu ein, gemeinsam Ideen zu entwickeln, wie die Gedanken zu den Schlagwörtern konkret im Gemeindeleben gestaltet werden können: „Veränderungen können nur durch unser Handeln geschehen. Aber Gott hilft uns dabei, darauf können wir vertrauen“, betonte Daria Thoi.

Die Predigt kam bei den Gläubigen gut an: „Ich fand den Trialog sehr gut. Kritisch, aber positiv, die Probleme in unserer Kirche wurden angesprochen, aber man soll sich nicht davon abhalten lassen, neue Ideen einzubringen und das Gute, was immer noch bei uns ist, nicht verschweigen. Das war in diesem Trialog sehr gelungen“, sagte zum Beispiel Martin Müller aus Dickenschied.

Fortgesetzt wurde der Gottesdienst mit Fürbitten, die nicht nur von Gemeindemitgliedern aller sechs beteiligten ehemaligen Pfarreien vorgetragen wurde; auch Pastor Michael Lauff von der Freien evangelischen Gemeinde Simmern formulierte eine Fürbitte für die ökumenischen Beziehungen. Pfarrer Wolfgang Jöst von der Evangelischen Kirchengemeinde Rheinböllen-Dichtelbach trug ein Friedensgebet vor.

Grußworte von VG-Bürgermeister Michael Boos

Am Schluss gab es noch zwei Grußworte. Verbandsbürgermeister Michael Boos übermittelte seine besten Wünsche: „Eine Fusion ist immer mit vielen Ängsten verbunden. Wir haben vor wenigen Jahren ebenfalls unsere beiden Verbandsgemeinden Simmern und Rheinböllen fusioniert und können jetzt resümieren, dass dies eine gute Entscheidung war. Gemeinsam können wir die Zukunft besser gestalten, und dass wünsche ich auch der neuen Pfarrei St. Lydia.“

Auch Pfarrer Christian Hartung überbrachte in Vertretung von Superintendent Markus Risch Grußworte. Er nahm dabei Bezug auf den Jesaja-Text und die Trialogpredigt: „Etwas gestalten und aufbauen zu wollen, ist immer sehr schwer, wenn man Geschichte, Erfahrungen und Erinnerungen hat. Aber ich bin da sehr zuversichtlich, dass es euch gelingen wird, denn ich habe viel Hoffnungsvolles heute im Gottesdienst gehört.“

Zum Schluss bedankte sich Pfarrer Lutz Schultz bei allen Beteiligten, die zum Gelingen dieses Gottesdienstes beigetragen haben. Die Veranstaltung fand ihre Fortsetzung bei einem gemütlichen Beisammensein in der Familienbildungsstätte. Mit dem Schlusslied „Großer Gott wir loben Dich“, endete der Gründungsgottesdienst der neuen Pfarrei Simmern-Rheinböllen St. Lydia.

Mehr zu den Angeboten der Pfarrei Simmern-Rheinböllen St. Lydia sowie die Trialogpredigt zum Nachlesen finden Interessierte aktuell noch auf der Internetseite der Pfarrei unter www.pfarreiengemeinschaft-rheinboellen.de. In den nächsten Tagen wird die Pfarrei St. Lydia auf der neuen Internetseite unter www.st-lydia.de zu finden sein.