Vor sechs Jahren gab es eine Postkartenaktion im Kreis, die dieser Tage an verschiedenen Stellen aus dem Archiv geholt wird. Damals wurden 15.000 Exemplare einer in Schwarz-Gelb gehaltenen, düster wirkenden Karte unters Volk gebracht.
Die „Schutzgemeinschaft Soonwald“ – besser bekannt als Initiative „Windkraftfreier Soonwald“ – hatte die Aktion initiiert und in die markige Optik ein Zitat von Landrat Marlon Bröhr integriert, das besagte: „Es kommt der Punkt, da muss man zusammen den Mund aufmachen und sagen: Es reicht.“
Gesprochen wurde zwar über die Windkraft, geschehen ist indes wenig, wie längst nicht nur die aktuellen Petitionen in Oberkirn und Todenroth, die gegenwärtigen Planungen für neue Anlagen und die Genehmigungen von Rädern auch in der jüngeren Vergangenheit zeigen. Selbst wenn es – wie zuletzt in Dickenschied – ein kurzes Aufflackern des Windkraftthemas in der Politik gab, ehrlich gesagt: So richtig drum gekümmert hat sich niemand. Es ist ein komplexes Thema, vielleicht ist es manchen einfach inhaltlich auch zu sperrig.
Es gibt allerdings einen neuen Koalitionsvertrag in Rheinland-Pfalz, der grundsätzlich für mehr Offenheit gegenüber Windkraftprojekten wirbt und die Grundlage für die Absenkung von möglichen Genehmigungshürden mindestens in den Raum stellt. Genauso wie bei der Frage von großflächigen Agrar-PV-Anlagen müssen wir uns als energieaffine Region der Diskussion stellen, was wir als Gemeinschaft wollen. Befürworter und Kritiker stehen sich auf unversöhnlich wirkenden Seiten gegenüber – die wichtige Debatte im Bereich dazwischen findet aber nicht statt.
Wenn wir wirklich im besten Sinne eine „Energiekommune des Jahrzehnts“ sein wollen, ein „Gelobtes Land“ gar, dann müssen wir als Region – beispielsweise über die Flächennutzungspläne der Verbandsgemeinden – an dieses Thema einfach ran. Und dürfen nicht warten, bis es uns vor Gericht oder im Streit zwischen den Kommunen einholt.