Reisende soll man nicht aufhalten – was der Volksmund formuliert, kommt anlässlich des Abgangs von Festspielleiter Urs Spörri in Simmern aber weder Stadtbürgermeister Andreas Nikolay noch den Vertretern vom Pro-Winzkino über die Lippen. Erstens liegt man nicht miteinander im Clinch, sondern trennt sich einvernehmlich, und zweitens ist man sich sowohl bei der Stadt als auch beim Kino der enormen Lücke bewusst, die Spörri in Simmern hinterlässt. Es ist leider so, dass solch kompetente Filmfestival-Leiter nicht auf Bäumen wachsen. Enormer Sachverstand, blendende Kontakte zur schillernden Filmwelt und nicht zuletzt seine Fähigkeiten als „Rampensau“ in einer Person zu vereinen, das wird nicht einfach.
War unter diesen Gesichtspunkten die Simmerner (Kino-)Welt eine Nummer zu klein für den auch auf weitaus glamouröserem Filmparkett sicher wandelnden Zampano? Zu „pro-winziell“? Vordergründig klingt Baden-Baden sicher nach einer anderen Hausnummer im Vergleich zu Simmern. Aber haben nicht sämtliche Regisseure und Schauspieler sich total begeistert über diese einzigartige Festivalatmosphäre in Simmern geäußert? Kein Filmschaffender auf der Festivalbühne in Simmern vergaß, sich lobend über das Team des Pro-Winzkinos auszulassen. Und zu wenig über Spörri? Wer sich wie er auf jedem Bühnenparkett mit traumwandlerischer Sicherheit bewegt, verdient selbstverständlich auch jegliche Anerkennung. Es ist zu hoffen, dass er die Schlagkraft des Pro-Winzkino-Teams – die ihm sehr wohl bewusst ist – nicht leichtfertig links liegen gelassen hat bei seiner Entscheidung gegen eine Fortsetzung in Simmern. Er wird es gut machen in Baden-Baden. Was er mit Simmern und mit den Pro-Winzlern gehabt hat, dürfte der Reisende wissen.