Boppard. Der Entwurf der Wettbewerbsauslobung sieht auf rund 50 Seiten vor, was sich die Stadt an Ideen für die Neugestaltung der Rheinallee wünscht, beginnend mit einer Bestandsaufnahme der aktuellen Situation.
Beispielsweise stehen demnach die Erfordernisse des Verkehrs und des Parkens nicht im Einklang mit den Erwartungen an die Aufenthaltsqualität am Rheinufer. „Auch die deutlich wahrnehmbaren Defizite hinsichtlich der Gestaltungsqualität sind in diesem Zusammenhang Themen, die letztlich zu einer Profanisierung dieses Raumes geführt haben. Dieser ehemals elegante Ort, der Kurgäste aus aller Welt empfing, ist in die Jahre gekommen und hat den Glanz vergangener Zeiten verloren“, heißt es in dem Auslobungstext.
Nach der Neugestaltung soll die Rheinallee ein „lebendiger Ort der Vielfalt“ werden, „der Lokalkolorit widerspiegelt und Alleinstellungsmerkmale besitzt“. Dabei sollen jedoch die Anforderungen des Welterbes nicht außer Acht gelassen werden. Auch mit Blick auf die Bundesgartenschau 2029 sind Entwicklungsziele formuliert. Unter anderem soll die Rheinallee autofrei werden, für die Buga sind schwimmende Blumenhallen geplant. Die bestehende Fährverbindung soll nach der Umgestaltung weiter nutzbar sein. Die Wettbewerbsteilnehmer sollen innerhalb des vorgegebenen Gebietes einen Ort für eine „Gartenanlage mit besonderem Wert“ finden und diesen als „Welterbegarten“ ausgestalten.
Die Wettbewerbsunterlagen sehen außerdem bereits den Neubau des Musikpavillons vor. Mittels intensiver Öffentlichkeitsarbeit soll die Bopparder Bevölkerung an Gestaltungs- und Entscheidungsprozessen teilhaben, davon versprechen sich die „Vertreter der Stadt ... eine breite Akzeptanz“, heißt es im Entwurf des Auslobungstextes. „Insbesondere die unmittelbar betroffenen Bürgerinnen und Bürger, allen voran die Hoteliers und Gaststättenbesitzer sowie die Betreiber touristischer Infrastrukturen, sind hier gefragt.“
Für das Wettbewerbsgebiet existiere kein Bebauungsplan, die Vorgaben insbesondere aus wasserrechtlicher Sicht sowie Belange des Naturschutzes seien jedoch zu beachten. Bei einer naturschutzrechtlichen Untersuchung des Wettbewerbsgebietes seien unter anderem erhaltenswerte Grünbereiche sowie Bäume definiert worden, diese seien wichtig für eine nachhaltige Gebietsentwicklung.
Die Rheinallee soll „zu einem einladenden Aushängeschild für die Stadt im Rahmen der Buga und darüber hinaus werden und einen gefälligen Startpunkt für die Erkundung der Stadt bilden“, ist die Zielsetzung an anderer Stelle beschrieben. Dem Auslober, also der Stadt Boppard, „sind die Nachhaltigkeit der Planung und ökologische, dem Ort und der Aufgabenstellung adäquate Konzepte wichtig“. Auch die Belange des Hochwasserschutzes sowie die Interessen der Anwohner sowie Nutzer der Fläche seien für die Planung essenziell.
Die Rheinallee habe aktuell noch eine trennende Wirkung, diese soll zugunsten einer möglichst störungsfreien Verbindung der Innenstadt mit dem Rheinufer aufgehoben beziehungsweise gemindert werden. Der öffentliche Raum soll für Fußgänger, Radfahrer und touristische Zwecke attraktiv und sicher werden. Dazu soll die Rheinallee von der Burgstraße bis zur Karmeliterstraße künftig autofrei werden – notwendiger Andienungs- und Anwohnerverkehr ausgenommen. In diesem Bereich sollen außerdem die öffentlichen Parkplätze entfallen. „Auch im weiteren Verlauf der Rheinallee sollen die Stellplätze im Realisierungsteil vollständig entfallen, um eine verkehrsfreie Uferzone zu ermöglichen.“ Um die Parkplatzsituation dennoch zu entlasten, plant die Stadt im Ideenteil die Errichtung einer Hochgarage mit 200 Stellplätzen auf dem Gelände des derzeitigen Parkplatzes an der Polizei.
Als ein weiteres wichtiges Ziel für die Neugestaltung der Rheinallee nennt die Stadt die weitgehende Zugänglichkeit für alle Nutzergruppen.
Bei der farblichen Gestaltung soll der „Leitfaden Farbkultur“ beachtet werden. „Grundsätzlich sollte sich die Farb- und Materialwahl an den Vorgaben des Ortes orientieren und eine sensible aber dennoch zeitgemäße Einbindung in die historische Umgebung zum Ziel haben. Dies gilt auch für die Wahl der Ausstattungsgegenstände“, gibt die Stadt den Rahmen vor. Auch bei der Wahl der Bepflanzung sollen die Wettbewerbsteilnehmer auf die regional typischen Pflanzen achten.
Für den Realisierungsteil des Wettbewerbs rechnet die Stadt mit einem Investitionsvolumen von circa 7 Millionen Euro netto. Baukosten für die Erneuerung der Kaimauer und der technischen Infrastruktur, also für Ver- und Entsorgungsleitungen seien dabei nicht enthalten. Philipp Lauer