Es ist ein trauriger Tag für die Mitarbeiter der Loreley-Kliniken, für die Patienten, für das gesamte Mittelrheintal. Dass dort mit der Einstellung des Klinikbetriebs eine Ära endet, ist nicht übertrieben: Seit Mitte des 13. Jahrhunderts wurden im Oberweseler Klinikum Kranke gepflegt, das Krankenhaus in St. Goar gibt es seit 1894. Heute also endet für beide Einrichtungen die Zeitrechnung als Krankenhäuser – allen Bemühungen zum Trotz.
Trotz aller Demonstrationen, Kundgebungen und Podiumsdiskussionen, trotz Bemühungen der Bürgerinitiative, trotz vieler Worte von Politikern aller Couleur, die versicherten, die Kliniken erhalten zu wollen. In unserer Zeitung sind bis heute mehr als 60 Artikel zum Niedergang der Kliniken erschienen – dennoch: Alle Anstrengungen der Menschen aus dem Mittelrheintal konnten das Aus nicht verhindern.
Vielmehr müssen heute bundesweit zahlreiche kleine Kliniken in ländlichen Gebieten um ihre Zukunft bangen. Die gesamte Krankenhauslandschaft ist im Umbruch. Kliniken sind heute in erster Linie knallharte Wirtschaftsunternehmen, die mehr Geld einnehmen müssen als sie ausgeben. Neben dem Patientenwohl wird vor allem eine möglichst profitable Versorgung großgeschrieben.
Für Einrichtungen wie die Loreley-Kliniken ist das besonders bitter. Sie waren spezialisiert auf die konservative Orthopädie und bundesweit Vorreiter auf diesem Gebiet, die Mitarbeiter teilweise über Jahrzehnte dort beschäftigt und lebten für ihren Beruf. „Wir waren wie eine Familie“, habe ich wiederholt aus Mitarbeiterkreisen zu hören bekommen. Der Ruf der Kliniken, auch schweren orthopädischen Fällen helfen zu können und nur in allerletzter Instanz zum Skalpell zu greifen, war bundesweit bekannt.
Was jetzt auf den Klinikbetrieb folgen soll, ist ein Gesundheitscampus mit Facharzt- und Seniorenzentrum und einer Tagesklinik, in der die konservative Orthopädie fortgeführt werden soll. Dieses Modell wollen die Verantwortlichen nun mit Leben füllen. Ob es gelingen kann, muss sich erst noch zeigen.