Zack, da war sie plötzlich zusammengesackt, die Boch-Säule, die am Wahlabend lange das Geschehen beherrschte und klar am höchsten war, bis – ja, bis das Zwischenergebnis aus Boppard eintraf und die Verhältnisse deutlich änderte.
Jetzt hatte Christian Klein deutlich aufgeholt, und er überholte Volker Boch noch auf der Zielgeraden. Die vielen Lanius-Heck-Wähler im Vorderhunsrück und in Boppard, vor allem in den dortigen SPD-Hochburgen, bescherten Christian Klein am Ende den Wahlsieg am Sonntag. Der Neuling im Politikgeschäft weiß also, wo er ansetzen muss. Christian Klein, der gestern schon wieder Klinken putzte, darf sich keinesfalls zu sicher fühlen. Zu groß ist die Unbekannte, die sich durch die Wählerstimmen für Rita Lanius-Heck ergeben hat. Klein muss auch in seinem eigenen Terrain aufholen. Und im Rheintal und im Vorderhunsrück sind beide Stichwahlkandidaten noch zu wenig bekannt. Folglich wird man sie voraussichtlich dort bis zum 30. Januar verstärkt wahrnehmen.
Und dennoch hängt das Abschneiden von Christian Klein und Volker Boch entscheidend von der Wahlbeteiligung ab. Beide Bewerber werden bemüht sein, ihre Wählerschaft zur Urne zu bewegen.
Roger Mallmenn, der im ersten Wahldurchgang deutlich abgeschlagene Kandidat der Linken, hat völlig Recht, wenn er sich im sozialen Medium verärgert gibt über „die 60 Prozent, die nicht einmal zur Wahl gingen“. In Zeiten, in denen in den USA bestimmten Personengruppen durch perfide neue Gesetze bestimmten Bevölkerungsgruppen die Möglichkeit zur Wahl erschwert wird, tun 60 Prozent der Rhein-Hunsrücker so, als ginge sie die Wahl überhaupt nichts an. Vor allem jene Zeitgenossen, die derzeit bei Demonstrationen allzu gern das Wort „Diktatur“ in den Mund nehmen, sollten sich vergegenwärtigen, dass sie selbst es sind, die bestimmen, wer „die da oben“ sind.