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Rhein-Hunsrück

Landrat Marlon Bröhr im Interview: „Wir müssen lernen, mit diesem Virus zu leben“

Von Thomas Torkler, Volker Boch
Landrat Marlon Bröhr kann die Sorgen und Ängste vieler Bürger vor dem Coronavirus nachvollziehen, sieht derzeit allerdings keinen Anlass zu Sorgen. Foto: P. Kunert
Landrat Marlon Bröhr kann die Sorgen und Ängste vieler Bürger vor dem Coronavirus nachvollziehen, sieht derzeit allerdings keinen Anlass zu Sorgen. Foto: P. Kunert

Die Einschränkungen des öffentlichen, privaten und auch des wirtschaftlichen Lebens durch das Coronavirus sind im Rhein-Hunsrück-Kreis immens. Landrat Marlon Bröhr spricht im Interview mit unserer Zeitung über die Situation im Kreis, notwendige Lockerungen und über seine Erwartungen für die kommende Zeit.

Lesezeit: 11 Minuten
Herr Landrat Bröhr, seit gut zwei Monaten leben wir mit dem Coronavirus und auch mit verschiedenen Einschränkungen im Rhein-Hunsrück-Kreis. Wie unterschiedlich ist die Situation Mitte Mai im Vergleich zu Mitte März? Ich glaube, der wesentliche Unterschied ist, dass wir heute besser wissen, welche tatsächlichen Bedrohungen von diesem neuen Virus ausgehen. Deswegen ...
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Corona: Zahlen weiter unverändert

Seit Anfang März beschäftigt das neuartige Coronavirus den Rhein-Hunsrück-Kreis intensiv. Am 9. März wurde der erste Fall einer Erkrankung offiziell vermeldet, es war der Beginn einer umfassenden Entwicklung von Maßnahmen und Untersuchungen zum Schutz der Bevölkerung. Bis zum heutigen Tag wurden offiziell 161 Personen im Kreis als infiziert gemeldet, die Zahlen stagnieren seit rund vier Wochen. Im Interview mit unserer Zeitung spricht sich Landrat Marlon Bröhr vor diesem Hintergrund dafür aus, dass weitere Lockerungen erfolgen und gerade die Kinder wieder mehr gewohnte Freiheiten und Normalitäten erleben dürfen sollen. Er wirbt unter anderem dafür, dass nach den Sommerferien wieder alle Kinder in die Schulen und Kitas im Kreis gehen.

Erster Fall am 9. März vermeldet

Nachdem am 9. März die erste Infektion im Kreis vom Gesundheitsamt der Kreisverwaltung erfasst und an das Robert-Koch-Institut gemeldet worden war, überschlugen sich die Ereignisse. Bereits seit Ende Februar hatten Vorsichtsmaßnahmen und Sorgen in der Bevölkerung die Runde gemacht. Dramatische Bilder aus Italien waren durch die Medien gegangen, bald sollten erschreckende Meldungen aus Spanien und später auch aus New York folgen. Dramatische Entwicklungen gibt es weltweit nach wie vor, wenngleich sie in der Öffentlichkeit ebenso wenig präsent sind wie teils schwere Erkrankungsverläufe. Als das Coronavirus den Rhein-Hunsrück-Kreis erreichte, kehrten gerade insbesondere Skitouristen aus gewohnten Winterurlauben zurück. Die ersten Fälle gingen unter anderem auf den österreichischen Skiort Ischgl zurück, den auch Reisende aus dem Kreis traditionell besuchen. Nicht ohne Grund wird bei vielen Infektionen der „ersten“ Generation, auch im Kreis, von sogenannten Ischgl-Fällen gesprochen, denn bekanntermaßen steckten sich zahlreiche Personen in Ischgl an. Es kam alsbald auch zu ersten umfangreichen Quarantäne-Maßnahmen und einem Ansteigen der Infektionszahlen: Am 28. März vermeldete die Kreisverwaltung erstmals 100 Infizierte Personen. Es gab auch die ersten Todesopfer. Bis zum heutigen Tage sind sechs Bürger aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis verstorben, die offensichtlich durchweg schwerwiegende Vorerkrankungen hatten.

Anstieg der Zahlen bis Mitte April

Bis zum 16. April stiegen die Fallzahlen im Rhein-Hunsrück-Kreis weiter an, auf 150 Erkrankte. Wie Landrat Marlon Bröhr im Gespräch mit unserer Zeitung auf der Basis von Untersuchungen aus Spanien erläutert, hält er es für möglich, dass hinter diesen Fallzahlen eine rund zehnmal so hohe Gesamtzahl an Erkrankungen steckt – denn nur ein Teil der Bevölkerung wurde getestet, und Gespräche mit Infizierten ergaben die Erkenntnis, dass viele der im Kreis positiv Getesteten keine oder nur sehr leichte Symptome aufwiesen. Es könnte demnach also sein, dass viele weitere Menschen sich mit Covid-19 angesteckt haben, ohne dies gemerkt zu haben. Fakt ist derweil, dass die Fallzahlen seit 16. April kaum mehr angestiegen sind: bis zum 4. Mai auf 161. Und seitdem sind sie unverändert geblieben.

Nahezu alle Personen, die als infiziert galten, sind inzwischen wieder von der Erkrankung genesen, lediglich fünf Bürger im Kreis gelten aktuell noch als infiziert. Zudem sind derzeit lediglich 25 Personen in Quarantäne, zwischenzeitlich waren es mehr als zehnmal so viele.

Landrat Bröhr begrüßt das Verhalten der Bevölkerung, die in den vergangenen Wochen gezeigt habe, dass sie die Verhaltensregeln vom Händewaschen bis zu einem ausreichenden Abstand und Versammlungsverboten beherzigt. Aus diesem Grund und angesichts der sehr niedrigen Anzahl an Infizierten fordert er auch dazu auf, zu einem vergleichsweise normalen Alltag zurückzukehren, in den Kitas, in den Schulen, im Privaten wie auch im wirtschaftlichen und im öffentlichen Raum.

Mut zur Rückkehr ist gefragt

„Ich hoffe, dass wir bald den Mut fassen, trotz Coronavirus in allen Bereichen wieder unser Leben zu leben“, sagt Landrat Bröhr. „Je schneller wir mit den Hygiene- und Abstandsregeln, die wir alle gut kennen, zu Normalität zurückkehren, desto besser ist es. Gesundheit ist ein ganz wichtiger Aspekt im Leben eines Menschen, aber zu einem freudigen Leben gehören auch Freundschaften, soziale Kontakte, Kultur, Freiheit und wirtschaftlicher Erfolg.“ In den Schulen kehrt nach einer ersten sukzessiven Öffnung am 4. Mai genauso wie in den Kindertagesstätten nur langsam Normalität ein, nachdem diese Einrichtungen am 13. März landesweit geschlossen worden waren. Landrat Bröhr wirbt deshalb dringend dafür, hier schnellstmöglich wieder einen regulären Unterricht und die üblichen Betriebszeiten einzuführen.

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