Irgendwie ist ja zurzeit sowieso alles anders. Warum soll das in Wahlkampfzeiten anders sein? Corona drückt auch dem Auftritt des Souveräns seinen Stempel auf. Jetzt wird sogar schon darüber spekuliert, ob die Pandemie uns zu einer reinen Briefwahl zwingt.
Es gibt ja Zeitgenossen, für die es einfach dazu gehört, am Wahlsonntag das Wahllokal aufzusuchen, seine Kreuzchen zu machen und den Wahlumschlag in die Urne zu stecken. Aber Corona hält nichts von lieb gewonnenen Ritualen, wie wir gelernt haben. Scherzhaft könnte man bemerken, dass im Falle einer reinen Briefwahl gar keine regulären Stimmen mehr abgegeben werden. So würde es jemand formulieren, der sich mit falschen und richtigen Wählerstimmen und überhaupt mit Falsch und Richtig genau auskennt. Sie wissen, wer gemeint ist? Genau, dieser Mann ist noch genau eine Woche lang Präsident der Vereinigten Staaten.
Egal ob Urnen- oder Briefwahl: Die Mitarbeiter in unseren Verwaltungen bereiten sich schon länger akribisch auf das vor, was auf sie zukommt. Die Wahlkampfteams der Kandidaten garantiert ebenso. Vollblutpolitiker, die das Bad in der Menge bevorzugen, können leider nur via Bildschirm nah bei de Leut sein. Das ist dann so, als würde man – vorausgesetzt die Kandidaten und -innen halten eine Rede zum Niederknien – den Papstsegen „Urbi et Orbi“ kniend vor dem Fernseher empfangen oder als würde man ein Bundesligaspiel als Pappkamerad im Stadion verfolgen. Pappkamerad? Da war doch mal was? Gab es da nicht mal einen Kanzlerkandidaten aus Würselen, der aus Pappe zahlreichen Parteiveranstaltungen selbst in der tiefsten Provinz beiwohnte? Vielleicht werden die Ortsvereine der Parteien in Corona-Zeiten ja noch erfinderisch(er)? Garantiert! Dann stecken sie uns Christian Baldauf als Figur zum Aufblasen in den Briefkasten oder ein Malu-Malbuch zum Ausmalen.