Vermutlich wird sich der ein oder andere wundern oder auch ärgern über den Artikel, der die Meinung des Arztes A. wiedergibt. Gerade jetzt, wo sich alle impfen lassen sollen, wo die Impfkampagnen heiß laufen und der Impfbus auch im Rhein-Hunsrück-Kreis unterwegs ist, drucken wir einen Artikel ab, in dem sich jemand kritisch zur Impfung der breiten Bevölkerung äußert? Ist das nicht ein Unding?
Nein, ist es nicht, wie ich finde. In Zeiten, in denen sich Menschen kaum noch trauen, eine andere Meinung zu vertreten, als die einer großen Mehrheit, in denen sie für ihre ganz persönliche Entscheidung geächtet werden, ist eine kontroverse Auseinandersetzung mit dem Thema wichtig. Wir wollten auch einmal die „andere Seite“ zu Wort kommen lassen. Nicht nur, um überhaupt wieder eine Diskussion anzustoßen, sondern auch, um vielleicht ein wenig Verständnis für Impfskeptiker zu erwecken. Denn die bestehen nicht allein aus „Corona-Leugnern“ oder „Schwurblern“, um nur einige der meines Erachtens völlig unmöglichen Titulierungen zu nennen.
Jeder Einzelne hat gute Gründe, sich gegen oder für eine Impfung zu entscheiden. Und diese Entscheidung ist völlig individuell und sollte ernst genommen und akzeptiert werden. Eine Spaltung, wie sie ohnehin schon viel zu sehr geschieht in unserer Gesellschaft, hat noch nie geholfen, und wird es auch in diesem Fall nicht tun. Wir sollten vielmehr gemeinsam konstruktiv überlegen, wie unser Leben mit dem Virus zukünftig aussehen kann. Und dabei sollten alle „Seiten“ gehört werden. Ob eine Impfung der Weisheit letzter Schluss ist, sollte dabei auch hinterfragt werden dürfen – ohne Anfeindungen erleben zu müssen. Gerade mit dem Blick auf neueste Studien.