Plus
Rhein-Hunsrück/Bad Kreuznach

Im Notfall rund um die Uhr ein offenes Ohr – Telefonseelsorger bleiben anonym

Von Charlotte Krämer-Schick
56 Ehrenamtliche auch aus dem Kreis Birkenfeld haben in Bad Kreuznach an 365 Tagen des Jahres ein offenes Ohr für Menschen, die Sorgen oder Ängste plagen. Das Angebot ist anonym – auf beiden Seiten der Telefonleitung. Oft wissen nicht einmal Freunde vom Ehrenamt.  Foto: Angelika Warmuth dpa/lno
56 Ehrenamtliche auch aus dem Kreis Birkenfeld haben in Bad Kreuznach an 365 Tagen des Jahres ein offenes Ohr für Menschen, die Sorgen oder Ängste plagen. Das Angebot ist anonym – auf beiden Seiten der Telefonleitung. Oft wissen nicht einmal Freunde vom Ehrenamt. Foto: Angelika Warmuth dpa/lno

Als Friederike Herbst den Telefonhörer abnimmt, hört sie eine Weile gar nichts. Dann schluchzt jemand leise am anderen Ende, der Atem geht schwer. Manchmal dauert es eine Weile, bis sich ein Anrufer öffnet und bereit ist, zu reden, sagt Herbst. Doch diese Zeit, die nimmt sie sich gern. Und wartet auch mal so lang, bis der Anrufer einfach wieder auflegt – manchmal, auch ohne überhaupt gesprochen zu haben.

Lesezeit: 4 Minuten
Herbst ist eine von derzeit 56 Ehrenamtlichen, die bei der Telefonseelsorge in Bad Kreuznach arbeiten. Dass die Hunsrückerin dieses Ehrenamt schon seit ihrer Pensionierung vor einigen Jahren ausübt, das weiß niemand. „Selbst meine beste Freundin muss ich anflunkern, wenn ich zum Dienst fahre oder keine Zeit für ein spontanes Treffen ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

Charlotte Krämer-Schick über das Engagement der Telefonseelsorge

Die Mitarbeiter leisten Dienst im Verborgenen

Dass es eine Einrichtung wie die Telefonseelsorge gibt, dürfte jeder von uns schon mal mitbekommen haben. Immerhin wird hier und da auch öffentlich für die kostenfreie Telefonnummer geworben – im Bus, in Straßenbahnen, in Zeitungen, oder auch im Fernsehen. Auch, dass sie deutschlandweit rund um die Uhr erreichbar ist, ist hinlänglich bekannt. Doch wer diese Telefone eigentlich besetzt, wer den Hörer abnimmt, wenn verzweifelte oder einsame Menschen auch mal mitten in der Nacht Gesprächsbedarf haben, das war mir überhaupt nicht klar.

Eigentlich kein Wunder, wenn man hört, dass die Ehrenamtlichen bei der Telefonseelsorge ihr Engagement völlig im Geheimen ausüben. Da wissen nicht einmal die besten Freunde, dass sie sich zum Teil mehrere Stunden am Stück in das Büro in Bad Kreuznach setzen, um wildfremden Menschen zuzuhören. Auch einige Personen aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis fahren zu ihren Schichten an die Nahe und stehen den Hilfesuchenden anonym zur Verfügung.

Während Feuerwehrmänner, Flüchtlingshelfer, Hospizmitarbeiter oder Helfer bei der Tafel immer mal wieder für ihr ehrenamtliches Engagement geehrt oder ausgezeichnet werden und ihnen der Dank der Bürger sicher ist, tun die Mitarbeiter der Telefonseelsorge einen „Dienst im Verborgenen“, wie es die katholische Leiterin in Bad Kreuznach, Joanna Wyrchowy, ausdrückte. Dadurch fehlt ihnen nicht nur die öffentliche Anerkennung. Durch die Anonymität und das Geheimhalten fehlt manchem – abgesehen von der regelmäßigen Supervision – auch der Austausch über Gehörtes im persönlichen Umfeld. Und das ist sicher keine leichte Aufgabe. Hinzu kommt, dass die Katholische und die Evangelische Kirche, die deutschlandweit Träger der Telefonseelsorge sind, dadurch kaum Förderung erhalten. Wenn den Ehrenamtlichen schon nicht öffentlich zu danken ist, sollte doch zumindest das möglich sein. Denn die Einrichtungen leisten eine unglaubliche Arbeit, und das rund um die Uhr.

Meistgelesene Artikel