Es war einmal eine Eisenbahn. Ob die sich irgendwann mit einer Spindel gestochen hat, ist nicht überliefert. Tatsache ist jedoch, dass sie in einen tiefen Dornröschenschlaf fiel. Bis plötzlich die deutsche Abordnung eines Schweizer Prinzen die Lippen zum Wachküssen spitzte. Die WRS Widmer Rail will Güterverkehr auf der Hunsrückquerbahn abwickeln. Nachdem die Überprüfung ergeben hatte, dass es sich bei dem Prinzen nicht um verarmten Adel handelte, sondern ein seriöses Unternehmen am Werk war, wich die Ungläubigkeit aus so manchem Gesicht. Und irgendwie verursachten die WRS-Pläne auch noch den Kollateralschaden, die guten alten und tief schlummernden Reaktivierungspläne für den Personenverkehr aus dem Dornröschenschlaf zu wecken – was selbst penetrante Wachküssversuche der Grünen bislang nicht schafften. WRS dagegen geht die Sache entschleunigt an. Notfalls werde man 10 km/h über die maroden Gleise tuckern, hieß es von der Bahngesellschaft. Die ebenso maroden Bahnübergänge hat man ebenfalls auf dem Schirm. Dann fahren halt Mitarbeiter voraus mit dem Auto, sichern den Übergang – bis der Zug durch ist. Viel Aufwand für ein bisschen Holztransport? Unverhältnismäßig? Rentabel? Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass WRS mehr langfristig will. Dazu muss DB Netz die Strecke aber halbwegs betriebsbereit herstellen. Für viel Geld. Kommt das laufende Planfeststellungsverfahren aber endlich mal zum Ende, müsste dieses Geld vielleicht nicht mehr aus dem eigenen Säckel kommen. Doch bis der Dornröschen-Zug geküsst wird, kann die schlafende Schönheit erst mal weiter schlummern – bis 14. März, da ist Landtagswahl. Vorher küsst kein Frosch irgendwelche schlafenden Prinzessinnen.