Es wäre alles ganz einfach: Die Diskussion um die Hunsrückquerbahn endlich beenden, die Strecke zupflastern und darauf Fahrrad fahren. Es steht schließlich fest, dass es in der Region zu wenige Radwege gibt und Radfahren für jedermann eine feine Sache ist. Gerade ohne E-Bike ist Radfahren ökologisch ein echter Gewinn. Wer also braucht die Hunsrückquerbahn?
Wer simple Lösungen mag, beendet also das jahrelange Theater um die Reaktivierung der Bahn und macht einen Deckel aufs Thema. Aber das ist definitiv zu einfach. Denn es hängt ein bisschen mehr dran. Es reicht keinesfalls, ein paar schöne Flyer zu verteilen, vom „Gelobten Land“ zu schwärmen und zu glauben, dass dann Leute von auswärts und Rückkehrer kommen. Es müssen vielmehr gerade die Themen angepackt werden, die zukunftsweisenden Charakter haben – wie die Mobilität. Welche Auswirkungen ein gut gemeinter, aber handwerklich nicht gut gemachter ÖPNV hat, lässt sich derzeit tagtäglich erleben. Je nach Perspektive ergeben sich dabei geradezu grotesk wirkende Sichtweisen: zu wenige Busse, zu viele Busse, zu leere Busse.
Es wäre fatal, die Hunsrückquerbahn einfach abzuschreiben, ohne sich vorher intensiv mit den Chancen und Möglichkeiten einer Bahnanbindung an Ballungsräume auseinandergesetzt zu haben. Das aber ist so bislang nicht geschehen. Grundsätzlich fehlt es insgesamt an einem ÖPNV-Konzept 2.0, das die Region positiv voranbringen könnte. Stattdessen gibt es ein – derzeit höchst fragiles – Bussystem, das nach groben Schätzungen auf zehn Jahre hin bis zu 100 Millionen Euro kosten könnte und nach aktueller Sachlage weitgehend (sinn)leer durch den Kreis rollt. Wer Leute aus Metropolregionen wie Rhein-Main in den Rhein-Hunsrück-Kreis locken möchte, muss aber perspektivische Anreize bieten. Ein Radweg auf einer stillgelegten Bahntrasse wäre ein einfaches, aber schlechtes Signal.