Irgendwann kann man es doch mal gut sein lassen, oder? Stimmt in der Grundaussage, dieser Satz. Aber leider liegt dieses „Irgendwann“ immer noch in weiter Ferne. Was bringt Menschen dazu, andere Menschen geringer zu schätzen, zu verunglimpfen, zu verletzen, weil sie eine andere Religion ausüben? Weil sie anders aussehen? Anders leben? Weil sie anders sind?
Wie weit Menschen dabei gehen können, hat der Holocaust leider eindrucksvoll bewiesen. Die Nazidiktatur hat während des Zweiten Weltkriegs sechs Millionen europäische Juden und deren Helfer systematisch ermorden lassen. Es ist immer die einfachste Lösung, die Verantwortung für eigene Probleme auf andere abzuwälzen. Auf jene, denen es vermeintlich besser geht als einem selbst. Mit Menschen, denen es noch schlechter geht, solidarisiert man sich und vereinnahmt sie gegen jene andere.
Dieses Verhaltensmuster wird hervorgeholt, wenn es soziale Ungleichheiten, ja auch Ungerechtigkeiten gibt. Das geschah bereits lange vor der Pandemie, weil soziale Ungerechtigkeiten mitunter immer größer wurden – oder weil sie durch die modernen Kommunikationsmittel plakativ öffentlich wurden und Benachteiligten ihre Situation massiv vor Augen führten – im wahren Wortsinn auf dem Smartphone-Display. Corona hat dem Ganzen noch einmal enorme Schubkraft verliehen.
Leidtragende waren und sind mal wieder Menschen jüdischen Glaubens. Weil das schon immer so war. Dagegen anzugehen und Partei zu ergreifen, ist eine Aufgabe, die ganz und gar nicht an Bedeutung verloren hat. Der Freundeskreis Synagoge Laufersweiler kämpft seit mehr als 30 Jahren durch Aufklärung und Information dagegen an. Dass Christof Pies und sein Team nicht nur das Unrecht thematisieren, sondern Verständnis für das einst blühende jüdische Leben in den Gemeinden im Hunsrück und im heutigen Rheinland-Pfalz vermitteln müssen, beweist, dass man es eben noch nicht gut sein lassen darf.