Boppard

Heilwasser macht Welterbebrot zur Rarität: Besondere Zutat aus Bad Salziger Leonorenquelle

Von Suzanne Breitbach
Martin Nickenig bietet in seiner Bäckerei am Marktplatz in Boppard das Welterbebrot an.
Martin Nickenig bietet in seiner Bäckerei am Marktplatz in Boppard das Welterbebrot an. Foto: Suzanne Breitbach

Bäckermeister Martin Nickenig hat ein neues Produkt in seinem reichhaltigen Sortiment: das Welterbebrot. Nicht allein der Name ist eine Besonderheit im Welterbetal, er verwendet das Heilwasser der Leonorenquelle aus Bad Salzig (im Volksmund Börnchen genannt) für die Brotproduktion. Die Bad Salziger Leonorenquelle ist das einzige Mineralheilbad im Welterbe Oberes Mittelrheintal.

Lesezeit: 2 Minuten
Anzeige

Vor zwei Jahren beschäftigte sich der 47-Jährige mit der neuen Brotkreation. Ein regionales Produkt wollte er schaffen, das im Hinblick auf die Bundesgartenschau im Jahr 2029 von großem Interesse sein könnte. Leider war es bislang nicht möglich, das Heilwasser im Kurpark in Bad Salzig zu zapfen. Das ist seit dem Sommer 2021 Geschichte, seitdem ist die Grundstücksangelegenheit zwischen der Stadt Boppard und der Deutschen Rentenversicherung mit der notariellen Beurkundung abgeschlossen.

Rund sieben Jahre dauerte die Suche nach einem Fachkundigen, der nach dem verstorbenen Apotheker Jürgen Francke die notwendigen Untersuchungen des Heilwassers übernehmen sollte. Die regelmäßige Überprüfung übernimmt an Ort und Stelle nun die Apothekerin Dr. Sabina Görisch und das Institut Fresenius. Die Kosten für Beprobung und pharmazeutische Beratung übernimmt die Stadt Boppard (wir berichteten).

Seitdem kann das Heilwasser der Leonorenquelle, die zwischen 1903 und 1905 in 446 Meter Tiefe erbohrt wurde, wieder entnommen werden. Das Natrium-Chlorid-Hydrogenkarbonat-Sulfat-Wasser ist kohlensäurehaltig und als alkalisch-muratische Glaubersalzquelle deklariert. Die Anwendung wird bei Magen-, Darm, Leber- und Gallenleiden, Katarrhen sowie Stoffwechselkrankheiten empfohlen.

Das Heilwasser entnimmt der Bäckermeister an der Zapfstelle im Kurpark Bad Salzig.
Das Heilwasser entnimmt der Bäckermeister an der Zapfstelle im Kurpark Bad Salzig.
Foto: Suzanne Breitbach

Das Brot aus der Backstube der Familie Nickenig besteht derweil aus regionalen Produkten. Neben dem Heilwasser aus der Leonorenquelle sind Roggen- und Weizenmehl aus dem Rheinland im ausgewogenen Verhältnis, täglich neu angesetzter Natursauerteig, etwas Bopparder Honig, Bio-Traubenkernmehl, ein wenig Frischhefe und einer Salzmenge, die dem Heilwasser aus Bad Salzig angepasst wurde. Hier tüftelte Nickenig und nahm den Rat eines befreundeten Chemikers an, der die Analyse des Wassers der Leonorenquelle berücksichtigte. Regelmäßig fahren Mitarbeiter der Bäckerei Nickenig zur Entnahmestelle im Bad Salziger Kurpark, um das Heilwasser für die Brotherstellung abzufüllen.

Ganze drei Backversuche waren notwendig, bis das neue Produkt erstmals über die Ladentheke ging. „Wir wollten nicht, dass Salz, Honig und Traubenkernmehl geschmacklich im Vordergrund stehen“, ergänzt Bäckermeister Nickenig, der in der sechsten Generation als Bäcker tätig ist. Sohn Jonas, der bereits als Geselle im Betrieb mitarbeitet, ist die siebte Generation, und so ist der Fortbestand des Bäckerhandwerks gesichert.

Das Welterbebrot, das mit einer Schablone und Mehl beschriftet wird, ist zusätzlich daran zu erkennen, dass der Rheinlauf mit der großen Rheinschleife auf der Oberseite des Brotlaibs fixiert ist. Boppard liegt bei Rheinkilometer 570. In Anlehnung an die Heimat und den Rheinkilometer ist das Brot 570 Gramm schwer. „Wir können das Brot auch größer produzieren, allerdings vorerst nur auf Bestellung“, sagt der Bäckermeister. Vorstellen kann sich Martin Nickenig, die Produktpalette zu erweitern und demnächst neben den Welterbe-Brotlaiben auch Welterbebrötchen zu entwickeln und diese künftig in seiner Backstube zu produzieren.