Trotz aller Widrigkeiten birgt die Pandemie eine Chance: Sie kann Anstoß sein, endlich mehr aus den Möglichkeiten zu machen, die das Internet uns bietet. Die Stadt Boppard hat ihre Gelegenheit genutzt – und zwar vorbildlich. Das Programm war mit Musik, Probe und Ehrenwinzerverleihung abwechslungsreich gestaltet, die Übertragung im Internet professionell umgesetzt. Da das Programm zeitlich auf das Nötigste beschränkt war, waren die Redebeiträge kurzweilig, ausufernde Ansprachen mit Längen jenseits einer Dreiviertelstunde nicht erwünscht. Etwas, das durchaus auch zum Vorbild dienen darf, wenn die Corona-Pandemie irgendwann einmal Geschichte ist.
Dass am Sonntag über das Internet alle Menschen virtuell an der großen Weinprobe teilnehmen konnten, kam auch im Netz gut an. „Ganz, ganz tolle, gelungene Veranstaltung! Wir hoffen auf eine Fortsetzung des Formats in den nächsten Jahren“, lautete ein Kommentar auf YouTube. „Auch nach Corona bin ich definitiv für eine Liveübertragung. Wir hatten Spaß und bedanken uns“, kommentierte ein weiterer Onlinezuschauer.
Natürlich ist und bleibt es immer noch ein anderes Erlebnis, am Ort des Geschehens sein zu können. In der Stadthalle kann man den Wein in der Luft förmlich riechen, an den Livesound der Musik kommt ein normaler Fernsehlausprecher auch nicht heran. Aber es ist eine Möglichkeit, Veranstaltungen nicht absagen zu müssen. Wer sich nicht persönlich treffen kann, kann sich so wenigstens sehen und schreiben. Die sozialen Netzwerke bieten dazu wunderbare Möglichkeiten.
Wer am Sonntag der digitalen Weinprobe im heimischen Wohnzimmer beiwohnte, hatte aber noch einen weiteren Vorteil: Man musste keinen Fahrer organisieren und konnte nach den sieben Weinen gleich vom Sofa ins Bett fallen.