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Simmern

„Gib mir endlich eine Tablette, damit ich sterbe“ – Simmerner Intensivpfleger berichten aus ihrem Alltag

Von Monika Pradelok
Auf der Simmerner Intensivstation zu arbeiten und Covid-19-Patienten zu versorgen, ist ein Knochenjob, der an die Grenzen der Belastbarkeit geht. Pfleger der Hunsrück-Klinik appellieren: Impfen!
Auf der Simmerner Intensivstation zu arbeiten und Covid-19-Patienten zu versorgen, ist ein Knochenjob, der an die Grenzen der Belastbarkeit geht. Pfleger der Hunsrück-Klinik appellieren: Impfen! Foto: Thomas Torkler

Wenn sich Tatjana Hofmeister und Matthias Jung die Zahlen der Neuinfektionen anschauen, wird den beiden Pflegekräften der Hunsrück-Klinik in Simmern mulmig zumute.

Lesezeit: 4 Minuten
Denn mit über 65.000 Neuinfektionen hatte das Robert-Koch-Institut (RKI) einen neuen Höchststand gemeldet (Stand: Donnerstag). Das spiegelt sich deutschlandweit auf den Intensivstationen wider. Dort liegen laut Divi-Intensivregister mittlerweile bundesweit 3376 Menschen (Stand: 17. November) mit einer Covid-19-Erkrankung. In der Hunsrück-Klinik sind aktuell zehn Isolierbetten belegt (Stand: 19. November), davon befindet ...
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Thomas Torkler zur aktuellen Corona-Situation

Wir waren zu leichtfertig

Geben wir es alles zu schnell, zu leichtfertig aus der Hand? Unsere Vorsicht und Zurückhaltung? Ab wann lassen wir Fünfe gerade sein, setzen die Maske mal ab und begeben uns unter eine größere Ansammlung von Menschen? Geimpfte und Nichtgeimpfte können sich nicht davon frei machen, nach zu langer enthaltsamer Zeit mit selbst auferlegten und/oder staatlich verordneten Einschränkungen endlich mal wieder ...

Wie haben wir Freiluftveranstaltungen wie das Simmerner Heimat Europa Filmfestival genossen – als die Infektionszahlen und unsere Impfungen uns Sicherheit suggerierten. Wie tückisch gaukelte uns der nicht gerade perfekte Sommer vor, dass zumindest in Sachen Corona endlich ein Silberstreif am Horizont erkennbar war. Das war er auch, aber wir haben leichtfertig einen goldenen, strahlenden Sonnenschein daraus gemacht, und eine vermeintliche Sicherheit durch Impfungen, zurückgehende Infektionszahlen und 3 G-Regelungen bestimmte fortan unseren Kurs.

Das hatte etwas von der Aufbruchstimmung, die im Deutschland der 1950er-Jahre mit dem Gewinn der Fußballweltmeisterschaft 1954 ihre endgültige Initialzündung erfuhr. Nach den Lockdown-Entbehrungen endlich wieder was unternehmen – sogar in Urlaub zu fahren. Hätten sich die Menschen in den 50ern auf Anraten von Wissenschaftlern in Zurückhaltung geübt? Als ewige Schwarzmaler wären solche Experten gebrandmarkt worden, genauso wie Wieler, Drosten, Lauterbach es aktuell leider erfahren mussten. Studierte Leute wollen es besser wissen? Mich darüber belehren, was ich zu tun und zu lassen habe? Dass ich mich impfen lasse? Neben dem vielen Segen, den das Internet gebracht hat, existiert ein Fluch. Dass dort alle über alles irgendwo Bestätigung für ihre Meinung finden – ob wissenschaftlich haltbar oder abstrus – ist fatal. Ebenso wie die unfassbare Gleichgültigkeit mancher Leute.

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