Okay. Jetzt hab ich's auch verstanden. Dank Landrat Marlon Bröhr kann ich mir nun einen Reim darauf machen, warum der Rhein-Hunsrück-Kreis als „Gelobtes Land“ bezeichnet wird. In der Tat, der Landrat hat Recht, wenn er scherzt, dass verglichen mit Berlin-Marzahn, fünfter Stock, kein Balkon, Hungenroth schon gelobtes Land sei. Manchmal braucht es eben plastische Beispiele, die einem direkt vor Augen führen, wie manche Dinge zu beurteilen sind. In der Corona-Krise wirkt sich so ein fünfter Stock ohne Balkon umso verheerender aus. Wir im Rhein-Hunsrück-Kreis gehen vor die Tür und sind nach wenigen Schritten in der freien Natur, ohne dass einem Menschen dicht gedrängt entgegen kommen. Das können die Bewohner der Eifel auch. Aber im Gegensatz dazu hat der Rhein-Hunsrück-Kreis einen entscheidenden Standortvorteil durch seine bessere Verkehrsanbindung. Fahren Sie mal von Simmern nach Gerolstein! Die vierspurige B 50, die A 61 sowie die B 421 sind wichtige Verkehrsachsen, die unsere Region erschließen. Und angesichts immer verstopfterer Straßen in Ballungsgebieten, zieht es die dortige Bevölkerung immer stärker in die Ortschaften entlang dieser Verkehrsachsen, wie beispielsweise nach Rheinböllen.
Klar, diese Verkehrsachsen sind Straßen und keine Schienen. Insofern werden Kritiker einwenden, wie man denn von einem gelobten Land sprechen könne, wenn die Verkehrsinfrastruktur vorrangig aus Straßen besteht – neben einer zurzeit mal wieder diskutierten, brach liegenden Schienenanbindung. Unter Klimaschutzaspekten betrachtet, haben diese Kritiker völlig Recht.
Da ist also noch Luft nach oben bis zum gelobten Land. Im Kreistag haben die Fraktionssprecher Bereiche angesprochen, für die das ebenso gilt. Das Bessere ist eben der Feind des Guten. . Entscheidend ist, dass man immer bestrebt ist, etwas noch besser zu machen – um am Ende so etwas wie das gelobte Land zu erreichen. Nimmt man also „Gelobtes Land“ als Zukunftsvision oder als Marzahn-Kontrast, kann man den Begriff ruhigen Gewissens gelten lassen.