Am 25. April 1952 wurde der erste „Tag des Baumes“ gewürdigt. Bundespräsident Theodor Heuss und Bundesinnenminister Robert Lehr pflanzten damals im Bonner Hofgarten einen Ahorn. Auch 69 Jahre später wird anno 2021 der Tag des Baumes gewürdigt – und der Blick geht bei den Pflanzungen heute weniger auf den Ahorn, der unter anderem mit Trockenstress zu tun bekommen kann, sondern eher nach Süden. Unter dem Stichwort „assisted migration“ bespricht die Forschung eine Migration, die nicht von selbst geht, sondern vom Menschen im positiven Sinn sanft mitgestaltet werden kann. Der Gedanke ist dabei ganz einfach: Das, was an Standorten funktioniert, die heute ein Klima haben, das bei uns in einigen Jahren oder Jahrzehnten erwartet werden kann (oder muss), soll übertragen werden. Per Pflanzung sorgt der Mensch dafür, dass es so zu einer Einwanderung kommt, die auf natürlichem Weg Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte in Anspruch nehmen würde.
Dieses umständlich klingende Verfahren ist ganz einfach: Auf der Basis von Klimadaten und wissenschaftlichen Prognosen werden Vergleichsregionen ermittelt, deren Klima heute so ist wie bei uns in vielleicht 30, 50 oder 100 Jahren. Und dann wird geschaut, was dort gut wächst und wenig Schädlingsprobleme hat. Auf diese Weise kommen ökologische Entwicklungen zustande, die positive Effekte haben. Im Weinbau werden so neue Sorten ausprobiert, im Wald Baumarten, die bis dato als „exotisch“ galten und manchem Traditionalisten vielleicht auch ein Dorn im Auge sind. Um dem Klima der Zukunft gewachsen zu sein, sind solche Herangehensweisen und eine gewisse Offenheit aber wohl dringend notwendig. Sonst fallen nicht nur weiterhin viele Bäume wie zuletzt durch den Borkenkäfer, sondern viele weitere Probleme an.