Eine großartige Chance bietet das Filmfestival unter dem recht sperrigen Namen „heimat/en“. Der Hunsrück, die Heimat der „Heimat“, ist der perfekte Spielort dafür. Der Kultursommer fand mit dem Pro-Winzkino und der Stadt Simmern die idealen Partner. Edgar Reitz, der mit seiner Heimattrilogie ein Stück Kinogeschichte schrieb, ist der perfekte Schirmherr dafür. Für Simmerns Ehrenbürger ist es auch eine weitere Würdigung seines Lebenswerks.
Vom 13. Juli bis zum 23. August erwartet das Publikum ein anspruchsvolles Programm, das zeigt, wie sich das Genre des Heimatfilms von den 1920er-Jahren über Leni Riefenstahl und Luis Trenker bis hin zu „Gundermann“, dem Abräumer bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises „Lola“ am 3. Mai im Palais am Funkturm in Berlin, in all den Jahrzehnten gewandelt hat. Gespielt wird endlich auch wieder einmal die „Reise nach Wien“, der von Edgar Reitz 1973 in Simmern mit vielen einheimischen Komparsen entstandene Spielfilm, der leider nie die Beachtung fand, die ihm von seiner Qualität her gebührte.
Nicht nur für die einheimischen Kinofreunde ist das Festival ein Leckerbissen, Filmschaffende und Cineasten werden dafür in den Hunsrück reisen. Wie schon bei der Premiere der „Anderen Heimat“ im September 2013, bei der sich Simmern von seiner allerbesten Seite zeigte. Vielleicht könnte das Festival des Heimatfilms auch, frei nach dem Muster des Krimifestivals „Tatort Eifel“, zu einer festen Einrichtung werden. Der Nährboden dafür kann bei „heimat/en“ gelegt werden. Die Energie aller Agierenden, verbunden mit den realistisch vorhandenen finanziellen Ressourcen, wäre in solch einem wiederkehrenden Event von nationaler Bedeutung sinnvoller investiert, als in dem millionenteuren Traumschloss eines Kultur- oder Konzerthauses am Rande der Simmerner Fußgängerzone. Für dieses Projekt gibt es, betrachtet man unsere Kulturlandschaft realistisch, keinen ausreichenden Nährboden.
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