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Rhein-Hunsrück

Fernunterricht: Ein Stoß ins kalte Wasser – für Schüler, Eltern und auch Lehrer

Von Monika Pradelok
Aufgaben zu Hause lösen, ist für viele Schüler seit Corona zur Gewohnheit geworden. Doch immer wieder hakt es.  Symbolfoto: dpa
Aufgaben zu Hause lösen, ist für viele Schüler seit Corona zur Gewohnheit geworden. Doch immer wieder hakt es. Symbol Foto: dpa

Von „mega“ über „durchwachsen“ bis hin zu „bescheiden“: Die Meinungen zum Fernunterricht – oder dem neudeutschen Wort Homeschooling – gehen weit auseinander. Viele Eltern und Schüler erinnern sich noch genau an die Anfänge. So wie Sina Mähringer aus Riesweiler, die vor Kurzem ihr Abitur am Herzog-Johann-Gymnasium (HJG) in Simmern absolviert hat. Den Wechsel in den Fernunterricht bezeichnet sie als „Stoß ins kalte Wasser“.

Lesezeit: 7 Minuten
 „Wir saßen kurz vor dem ersten Lockdown noch alle zusammen in der Aula, haben gequatscht und gelacht. Dann auf einmal kam der Hinweis der Schulleitung, dass es wohl besser wäre, wenn wir unsere Bücher mit nach Hause nehmen würden“, erzählt sie. Das war Freitag. Am Montag blieben die Schüler dann ...
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Neue Wege gehen und Chancen nutzen: Homeschooling in eigenen Workshops optimieren, Konzepte zur Vorbereitung entwickeln

Rhein-Hunsrück. Wie gestalte ich den Digitalunterricht? Welche Aufgaben gebe ich auf? Wie kann ich Lerninhalte verständlich vermitteln? Und was mache ich, wenn die Technik streikt? Die Corona-Pandemie hat nicht nur die Politik vor neue Herausforderungen gestellt. Auch Deutschlands Lehrer mussten sich von heute auf morgen den neuen Gegebenheiten anpassen.

Dass das nicht ganz so einfach ist, stellt Helga Lauer klar. Während des ersten Lockdowns hätte das Kollegium sehr lange gebraucht, bis man in die neuen Abläufe reingekommen ist, erzählt die Konrektorin der Puricelli-Realschule plus in Rheinböllen. „Am Anfang gab es sehr viel, was man beachten musste. Es war ein Kraftakt, sich umzustellen“, sagt sie über diese neue und ungewohnte Situation. Zudem sei das Arbeiten mit den OnlinePlattformen eine Herausforderung gewesen. „Nicht alle Lehrer sind auf demselben technischen Stand. Trotzdem haben wir alles, so gut es ging, vorbereitet und sogar eigens ein Konzept für Moodle erstellt“, erinnert sie sich. Doch dann streikt die Technik und wirft die ganze Planung durcheinander. „Wir konnten nichts mehr machen, weshalb wir dann später auf Microsoft Teams gewechselt sind. Das war sehr ärgerlich.“

Nach dem Stoß ins kalte Wasser habe es aber deutliche Verbesserungen gegeben, erklärt Lauer. „Vor allem, weil wir uns mit den Eltern ausgetauscht und geschaut haben, wie wir die Abläufe optimieren können.“ So sei eine Umstellung des Wochenplans für die mehr als 200 Schüler erfolgt, und die Aufgaben seien weniger geworden. „Am Anfang haben wir den Kindern viel zu viel mit auf den Weg gegeben. Aber wie sollte man das auch einschätzen können?“, so die Konrektorin. Mittlerweile pendele sich alles ein, die technischen Probleme hätten abgenommen, und die Lehrer würden sich hausintern weiterbilden. „Wir unterstützen uns, wo wir nur können, und tauschen uns untereinander aus“, sagt die 47-Jährige.

So auch das Kollegium der Integrierten Gesamtschule (IGS) Emmelshausen. Dieses habe das neue Schulhalbjahr dazu genutzt, um „sich weiter im Hometeaching und Homeschooling fit zu machen“, schreibt Markus Mallmann, stellvertretender Schulleiter der IGS, in einer Pressemitteilung. In einem ganztägigen Online-Workshop hätte man auch Themen wie die Optimierung der Kurse in der Lernplattform Moodle, die Verbesserung der Kommunikation zwischen Kursleiter und Teilnehmern oder das Erstellen und Einstellen interaktiver Lerninhalte besprochen. Ziel dieser Weiterbildung: „Die häuslichen Arbeitsphasen der Schüler einheitlicher und damit übersichtlicher zu strukturieren.“

Um Lehrkräfte zu unterstützen und ihnen neue Impulse für ihre Arbeit zu geben und aufzuzeigen, wie sie den Digitalunterricht besser organisieren und interaktiver gestalten können, hat auch der Lions Club Hunsrück vor Kurzem eine Online-Fortbildung organisiert. „Wir stehen im täglichen Austausch mit Eltern sowie Lehrern und haben gesehen, dass beim Thema digitaler Unterricht Lernbedarf besteht“, erzählt Bernward Heinemann, Vorstandmitglied des Klubs. Aus diesem Grund habe man innerhalb weniger Wochen zwei Weiterbildungen auf die Beine gestellt. Ein Angebot, welches von 250 Lehrern von 1000 im Kreis rege angenommen wurde, wie er mitteilt. „Es wird immer gesagt, dass Eltern und Schüler ins kalte Wasser gestoßen worden sind. Das gilt aber auch für die Lehrer.“

Die Lehrkräfte hätten ebenfalls erst lernen müssen, mit der Situation umzugehen. „Mit dem Fernunterricht bestreiten wir gänzlich neue Wege. Das ist aber etwas Gutes und neben all dem Negativen, das Corona gebracht hat, eine Chance“, ist sich Heinemann sicher. mok

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