Die Gemüter sind gespalten, wenn die Diskussion auf den Wolf kommt. Die einen freuen sich über die Ankunft des Wolfes in unserer Region, die anderen haben Ängste. Beides wird emotional unterfüttert. Wie sachorientiert die Debatte geführt wird, ist auf beiden Seiten nicht so ganz ersichtlich. Klar ist nur, dass die Gespräche oft energisch enden – und recht ergebnisarm. So richtig vorbereitet scheinen wir jedenfalls nicht auf unseren vierbeinigen Räuber zu sein, der seit Anfang der 1850er-Jahre keine Heimat mehr in der Region hatte und jetzt eine neue finden könnte.
Falls es sich bestätigen sollte, dass der Wolf im Kreis, vielleicht gar in der Verbandsgemeinde Kastellaun ein neues Zuhause gesucht und gefunden haben sollte, dann muss es sehr zeitnah eine fachliche Auseinandersetzung geben, wie damit umgegangen wird. Ohne Gefühle und nicht geleitet von persönlichen Interessen, Wertemaßstäben und Empfindungen. Sonst landen wir wahrscheinlich rasch bei einer Debatte, wie es sie in Bayern vor einigen Jahren gab. Dort wurde „Problembär“ Bruno 2006 erschossen, nach überaus emotionaler Diskussion. Einerseits gab es Trauer um gerissene Schafe und starke Ängste vor einem zu zutraulichen Bären, andererseits große Freude über den ersten Braunbären seit 170 Jahren. Es war ein bisschen wie beim Wolf, dessen Auftreten sachlich diskutiert werden muss.