Dass erst ein Beitrag einer Schülerin in einem sogenannten sozialen Netzwerk wie Facebook dazu führt, dass eine kaputte Scheibe an einem Schulgebäude ausgetauscht wird, finde ich ja wirklich erstaunlich. Denn das macht zum einen deutlich, was für eine enorme Reichweite dieses Medium hat. Immerhin wurde dieser Beitrag 548 Mal geteilt und hat damit innerhalb kurzer Zeit vermutlich Tausende Nutzer erreicht. Und so erreichte er eben auch Mitarbeiter der Verwaltung, die daraufhin tätig wurden und die kaputte Scheibe austauschen ließen. Denn sie erfuhren erst durch diesen Beitrag von dem Schaden, und nicht, wie es der normale Weg gewesen wäre, über den Hausmeister oder die Schulleitung. Das ist ein Umstand, den man wirklich kritisieren kann in diesem Fall. Wer da nun was, wann und wie versäumt hat, wage ich nicht zu beurteilen. Gut ist ja, dass die Scheibe nun ausgetauscht ist und auch die anderen Mängel nach und nach behoben werden. Dies allerdings wäre auch ohne diesen Facebook-Beitrag der Fall gewesen, denn immerhin stehen die Sanierungen gerade an der BBS Simmern schon lange auf der Agenda der Kreisverwaltung.
Was dieser Beitrag in Facebook aber auch deutlich macht ist, in welcher Form dieses Medium oft genutzt wird. Da gibt es diejenigen, die den Beitrag ungeprüft teilen oder mit Schimpftiraden auf den deutschen Staat kommentieren: „Für jeden Scheiß wird Geld aus dem Fenster geworfen, aber für wichtige Sachen wie intakte Schulen und Kindergärten ist kein Geld da“, schreibt da einer. Ein anderer packt auch gleich noch die „Flüchtlingskeule“ aus und schimpft: „Jeder in Deutschland, der hierher kommt, wird mit Lebensmitteln, Räumlichkeiten, Nahrung und Bargeld überhäuft, aber unsere Schulen sind so desolat, dass sich die Schüler schon an die Bevölkerung wenden müssen, um Abhilfe zu bekommen. Armes Deutschland.“ Nur ganz wenige fragen tatsächlich nach, ob denn der Schulträger – also die Kreisverwaltung – informiert wurde und ob eine Sanierung nicht vielleicht schon geplant sei. Dieser kritische Umgang mit solchen Beiträgen fehlt mir viel zu häufig.
Schulleiter Willi Adam etwa kritisiert, dass im Vorfeld nicht einmal die Schülervertretung von einer solchen Veröffentlichung gewusst hatte. Dabei ist die ja eigentlich dafür da, die Interessen und Wünsche der Schüler zu vertreten und Kritik gegenüber der Schulleitung und dem Träger zu äußern. Tatsächlich hätte es allen Beteiligten in diesem Fall sicher gut getan, einfach mal miteinander zu reden, statt gleich einen derartigen Aufschrei in Facebook loszutreten. Auf dem sprichwörtlich kleinen Dienstweg wäre das Fenster längst repariert gewesen, und die Schüler wüssten, dass der Kreis immer wieder versucht, die akuten Mängel schnell zu beseitigen – sofern er davon erfährt – und größere Sanierungen bereits anstehen.
Dieser kleine Dienstweg funktioniert im Übrigen auch ganz gut via Telefon. Und im Internet lassen sich die entsprechenden Ansprechpartner mit nur wenigen Klicks ausfindig machen. Da bedarf es keines „Teilen“-Buttons in Facebook.