Könnten Sie es sich vorstellen, mit Ihren Nachbarn eine Wohngemeinschaft zu gründen, sich ein Haus zu teilen?
Viele Nachbarn haben einen gemeinsamen Flur, das kriegt man schon irgendwie hin. Etwas komplizierter gestaltet sich das bei Gemeinschaftsräumen wie Wohnzimmer oder Küche, wenn die Mitbewohner unterschiedliche Ansprüche an Privatsphäre und Sauberkeit haben. Beim Bad endet wohl bei Vielen das Vorstellungsvermögen.
Und dennoch bekommen es WGs und alternative Wohnprojekte hin: statt einer reinen Zweckgemeinschaft schaffen sie ein lebendiges Umfeld, in dem sich die Bewohner wohlfühlen und voneinander profitieren. Zum Beispiel von einem Garten, in dem man sich die Arbeit, aber auch die Ernte teilt. Oder davon, dass man sich Geräte wie eine Waschmaschine oder gar Fahrzeuge teilen kann. Vielleicht ergänzen sich auch gegenseitige Talente: der eine kocht besonders lecker, der andere ist dafür besser im Papierkram.
Das ist doch eine Reihe an Vorteilen, für die man sich überlegen könnte, über die eine oder andere Eigenheit des Mitbewohners hinwegzusehen – oder es zumindest zu versuchen. Bis so etwas läuft, dauert es jedoch, einiges muss sich einspielen.
Vielleicht kann die neue Verbandsgemeinde Hunsrück-Mittelrhein ja auch so eine lebendige Gemeinschaft werden. Der erste Schritt ist gemacht, die offizielle Fusion. Jetzt gilt es, diese Gemeinschaft mit Leben zu füllen, damit es nicht bei einer zweckmäßigen „Gebietskörperschaft“ bleibt – was ist das ein bürokratisches Wortungeheuer. Dazu sind die politisch Verantwortlichen gefragt, aber auch jeder einzelne Mitbewohner der neuen VG. Deshalb war es für meinen Geschmack ein schönes Zeichen, dass zum Neujahrsempfang ausdrücklich alle eingeladen waren.