Die ganz großen Chaoswochen rund um Kirchberg scheinen beendet zu sein, jetzt treten die grundsätzlichen Defizite des neuen ÖPNV-Systems für den Rhein-Hunsrück-Kreis deutlicher hervor. Denn auch die übrigen Linienbündel in der Region sind wohl längst nicht so gut, wie es den Anschein machte. Kreis und Verkehrsverbund Rhein-Mosel haben bisweilen stets davon gesprochen, dass mit dem neuen ÖPNV „umfangreiche Verbesserungen“ erreicht wurden. Diese Einschätzung stellen inzwischen nicht nur zahlreiche Eltern in Frage.
Es mag schön sein, zusätzliche Busverbindungen im Kreis nutzen zu können, bei adäquatem Zuspruch ist dies womöglich sogar klimafreundlich. Aber höchste Priorität hat angesichts der Realnutzung der Busse nach wie vor die Beförderung von Kindergartenkindern und Schülern. Wenn die nicht klappt, ist das gesamte System nichts wert. Die These aufzustellen, dass bis zu drei Stunden im Bus pro Tag lediglich ein „Härtefall“ im Leben eines Schülers ist, das ist nicht nur kühn, sondern letztlich auch der Offenbarungseid eines Systems, das so wohl nicht funktionieren kann. Denn es ist von immer mehr „Härtefällen“ zu hören.
Vielfach landet die Kritik bei Mitarbeitern der Kreisverwaltung, die Verständnis für Eltern aufbringen, im besten Fall aber nur an kleinen Stellschrauben drehen können. Die großen Weichen muss die Politik stellen. Je früher in der Kreispolitik eine Bereitschaft besteht, nach der Sofortvergabe für den Raum Kirchberg insgesamt an das fragile System zu gehen, umso sinnstiftender ist der Effekt. Aussitzen könnte hier fatal enden.
Letztlich muss Schaden für Schüler und auch für Schulstandorte verhindert werden. Seit Wochen hält sich das Gerücht, dass die Verschlechterung von Verbindungen aus dem Raum Emmelshausen nach Boppard womöglich dem Hintergedanken geschuldet sei, die neue Oberstufe der IGS Emmelshausen gegenüber dem Kant-Gymnasium zu stärken. Auch um solchen Behauptungen zu begegnen, muss das System verbessert werden.