Wir kommen an unsere Grenzen. Wie oft schon mussten wir uns anhören, dass wir nur noch ein bisschen Geduld aufbringen müssen. Die Impfung werde die Situation entspannen, und wir könnten endlich vorsichtige Schritte in Richtung „Normalität“ wagen. Doch ich befürchte, wir werden irgendwann Normalität gar nicht mehr genau definieren können. Sie liegt schon verdammt lange zurück. Geduld, Vorsicht, ja. Aber was will man tun, wenn man noch so besonnen vorgeht, beispielsweise in einer Altenpflegeeinrichtung, in der möglicherweise Menschen leben, denen schwer klarzumachen ist, warum sie einen Mund-Nasenschutz tragen und sie niemanden umarmen sollen. Wir hoffen auf die Impfung, setzen darauf, dass das Geschehen um uns herum endlich weniger fremd bestimmt wird.
Die Einschränkungen bewirken nichts – dieses voreilige Fazit ziehen angesichts der nicht deutlich genug sinkenden Infektionszahlen momentan vor allem jene, die der Lockdown an den Rand ihrer Existenz bringt, die es leid sind, ihr Leben einzuschränken. Und jeder hat gute Argumente und lässt höchste Sorgfalt walten bei den Hygienemaßnahmen. Es stimmt, ein Essen im Restaurant oder ein Museumsbesuch wären vielleicht weniger risikoreich als ein Einkauf im Supermarkt. Mit Pflegepersonal auf Intensivstationen sowie den behandelnden Ärzten darf man eine solche Diskussion allerdings nicht führen. Die Hoffnung auf Impfstoffnachschub dürfte bei ihnen noch viel höher sein als bei uns – und dass endlich Licht am Ende des Tunnels erkennbar wird.