Bodenständig, grundsolide und zugleich weltoffen ist der Rhein-Hunsrück-Kreis.
Dafür wirbt die Kampagne „Gelobtes Land“. Für eine Region, die Zukunft hat, zum Leben einlädt und auch gute Jobs bietet. Keine Frage, Rhein-Hunsrück ist wirklich eine Top-Region und keine Hinterwäldlerlandschaft, in der nur ein paar Trottel leben, die sich ihre Landschaft mit Windrädern haben zustellen und sich täglich vom Güterzugverkehr quälen lassen.
Es macht wirklich Freude, in dieser Region zu leben und für sie zu schwärmen. Zu einer Bestandsaufnahme nach rund eineinhalb Jahren „Gelobtes Land“ gehört deshalb auch, dass das Projekt punktuell zwar durchaus glänzen mag, aber insgesamt noch recht isoliert in der Landschaft steht. Es braucht konstruktive, auch kritische Anschübe, um mehr Schlagkraft zu entfalten.
Mit einer bezahlten Hochstufung in Internet-Suchmaschinen kaufen sich Gastronomie und Unternehmen Aufmerksamkeit, das ist inzwischen Standard. Aber die Frage ist, wie viel es einem Projekt bringt, bezahlte Klicks einzukaufen, wenn gleichzeitig kaum oder gar keine Energie in die weitere digitale Verbreitung der Idee vom „Gelobten Land“ gesteckt wird. Es genügt ein zehnminütiger Streifzug durch die Rhein-Hunsrücker Internetlandschaft, um festzustellen, dass das Projekt eben längst nicht überall angekommen ist. Weder auf der Aufschlagseite des Rhein-Hunsrück-Kreises noch auf einer der Seiten aller (!) Tourist-Informationen im Kreis ist das Projekt überhaupt zu sehen. Die VG Emmelshausen weist klein auf einen Film zum Projekt hin, einzig die VG Kirchberg platziert das Projekt prominenter – die übrigen VGs und die Stadt Boppard verzichten komplett auf einen Hinweis. Kaum anders ist es bei den Premium-Partnern, die ebenso wie Kreis und VGs viel Geld in das Projekt stecken: Aufs „Gelobte Land“ wird der Besucher lediglich bei drei von neun Top-Förderern aufmerksam. Selbst auf der Internetseite der immer wieder als Werbeplattform ins Feld geführten Geierlay-Hängeseilbrücke: kein Hinweis aufs „Gelobte Land“.
Das Leben spielt aber selbst im „Gelobten Land“ nicht nur im Internet. Natürlich wird über das Projekt geredet. Aber die Veranstaltung zum „Einjährigen“ wirkte wie ihre Vorgänger nahezu ausschließlich auf die Wirtschaft fokussiert. Multiplikatoren außerhalb eines sehr eng gezogenen Kreises fehl(t)en. Dabei sollte gerade dieses Projekt „breit“ aufgestellt und auf der politischen sowie gesellschaftlichen Ebene nicht nur in ganz seltenen Fällen gestreift werden. Bislang dürfte die Kampagne in keiner der 137 Gemeinden im Kreis überhaupt auf der Agenda von Ratssitzungen gestanden haben.
Letztlich lebt das Projekt von breiter Akzeptanz und davon, dass eine Struktur erarbeitet wird, welche die Entwicklung hin zu einer Bewegung forciert. Es passt so auch einfach nicht, den Kreis als „Gelobtes Land“ und Pionierregion der Energiewende zu verkaufen – dies auf den Imagebildern aber deutlich abzusoften. Die Kampagne kann zur Weiterentwicklung noch mehr von jener Bodenständigkeit vertragen, die unsere Region so auszeichnet.