Im nächsten Jahr können wir wieder „richtig“ Weihnachten feiern. Wie oft haben wir den Satz vor zwölf Monaten gehört. Was aus diesem Mutmacher geworden ist, erfahren wir gerade.
Wie sagte eine Psychologin im TV am Samstagabend: Man solle sich doch vor Augen führen, dass wir doch schon ein gutes Stück weiter gekommen sind im Hinblick auf die Pandemie jetzt und vor einem Jahr. Der Koch, dessen Restaurant zwar noch offen ist, aber dafür leer, dürfte der Frau entgegenschleudern: Du hast schlau schwätzen! Und die Musiker, die wieder einmal kurz vor Weihnachten ihre Einkünfte gekappt bekommen – und denen vor allem ihre Lust am Musizieren genommen wird, schütteln mittlerweile nur noch den Kopf.
Dass sie nicht „systemrelevant“ sind, haben sie ja schon vor einem Jahr schmerzlich erfahren müssen. Und dennoch: Sie zeigen immer wieder: Hey, uns gibt es noch. Wir sind noch da, Ihr seid herzlich eingeladen, uns zuzuhören! Die Frauen und Männer des Musikvereins Kirchberg, bei denen die Musik kein Broterwerb ist, aber die ebenso wenig ohne Musik können, wie die Profis, erhielten viel Zuspruch auf dem Kirchberger Marktplatz. Es lag eine eigentümliche Stimmung über dem historischen Marktplatz.
Dankbar applaudierten die Menschen nach jedem Lied. In ihren Gesichtern, auch in denen der Kinder, die in eigentümlicher Andacht das Geschehen verfolgten, spiegelte sich die Nachdenklichkeit, ja die Besinnung. Die Zuhörer hielten Abstand und waren ganz bei sich selbst. Stumm genossen alle die Livemusik, ohne die Weihnachten wirklich nicht geht. Die Dankbarkeit der Menschen war spürbar. Und so ganz Unrecht hat die Psychologin nicht. Die Pandemie ist noch längst nicht vorbei, aber wir lernen langsam, damit umzugehen. Es hakt noch, aber Musikabende wie diese machen Mut.