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Simmern

„Edgar“ und die „Pro-Winzlinge“ in Simmern verliehen: Großes Finale eines Filmfestivals

Von Thomas Torkler
Edgar Reitz mit Ehefrau Salome Kammer und Wolfgang Stemann vor dem Pro-Winzkino in Simmern. Der Regisseur prophezeite den Filmfestspielen in Simmern eine große Zukunft. Der Provinz-Bonus sei zwar aufgebraucht, aber das Festival könne eines der bedeutendsten in Deutschland werden.  Foto: Werner Dupuis
Edgar Reitz mit Ehefrau Salome Kammer und Wolfgang Stemann vor dem Pro-Winzkino in Simmern. Der Regisseur prophezeite den Filmfestspielen in Simmern eine große Zukunft. Der Provinz-Bonus sei zwar aufgebraucht, aber das Festival könne eines der bedeutendsten in Deutschland werden. Foto: Werner Dupuis

Auch wenn es noch nicht das Finale der Heimat Europa Filmfestspiele in Simmern war, die erst am Folgetag zu Ende gingen: Der Samstagabend markierte den Festivalhöhepunkt.

Lesezeit: 2 Minuten
Und das nicht nur wegen der Verleihung des Filmpreises „Edgar“, dessen erste Ausgabe ein überglücklicher Regisseur York-Fabian Raabe aus den Händen der Einmannjury Ulrich Tukur in Empfang nahm. Dazu gab es einen 2500-Euro-Scheck. Den finanziellen Teil des Filmpreises stiftete der Rotary-Club Simmern, vertreten durch Präsidentin Petra Orlich-Kasper. Tukur begründete seine Entscheidung, ...
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Thomas Torkler zu den Heimat Europa Filmfestspielen

Pro-Winzkino ist kleine kulturelle Hauptstadt

Im Hunsrück gibt es die Mundart-Redensart: Ma soll sisch die Bux nit greßer mache, wie ma Arsch for nin hot (die Hose sollte nicht größer sein, als die Ausmaße des Allerwertesten). Kritiker der Heimat Europa Filmfestspiele könnten diese Bedenken äußern, angesichts der Programmfülle der vergangenen drei Wochen, der Prominenz, die der Kreisstadt ihre Aufwartung machte und vor allem angesichts des Pensums, das Veranstalter, Organisatoren und freiwillige Helfer sich aufgehalst hatten beim dritten Simmerner Filmfest.

Der Mundartsatz träfe allenfalls noch auf die Festivalpremiere 2019 zu, als das Pro-Winzkino-Kollektiv am Ende zurecht eine professionellere Ausrichtung des Festivals einforderte. Nach der Corona-Version 2020 sind die Filmfestspiele in Simmern nun dort angekommen, wo man hin wollte. Auf den Fruchtmarkt vors Pro-Winzkino, vor allem aber inhaltlich und in Bezug auf den gesamten Rahmen. Das Festival steht jetzt nicht nur auf professionelle(re)n Füßen, sondern kann mit Fug und Recht als die bedeutendste Kulturveranstaltung der Stadt und weit über die Region hinaus bezeichnet werden. Die Idee von „Heimat“-Regisseur Edgar Reitz wird der „Heimat der Heimat“ mehr als gerecht. Auch wenn es zu früh für ein Fazit über die dritte Auflage des Filmfestivals ist: Es erfüllt die selbst gesteckten hohen Erwartungen bereits jetzt. Was Urs Spörri, Pro-Winzkino und Stadt Simmern gemeinsam auf die Beine gestellt haben, sucht seinesgleichen – nicht nur in der Region. Edgar Reitz mahnte in „Saal 9“ nach der Preisverleihung zwar: „Der Provinz-Bonus ist aufgebraucht.“ Der Regisseur prophezeite aber im gleichen Atemzug auch überschwänglich, dass die Simmerner Filmfestspiele in der Zukunft sogar eines der bedeutendsten Festivals in Deutschland werden könnten.

Die Voraussetzungen für eine positive Weiterentwicklung sind geschaffen. Finanzielle Förderung von Stadt, Kultursommer, Verbandsgemeinde und Sponsoren, ohne die das starke ehrenamtliche Engagement verpuffen würde, ermöglicht den Pro-Winzkino-Leuten nach mehr als 30 Jahren Kinobetrieb in Simmern zu realisieren, was ihrem Ansinnen gerecht wird und ihrer ungebrochenen Motivation entspricht. Die Möglichkeiten wurden (endlich) erkannt – die Hose passt, sie wackelt und hat Luft, wie der Volksmund sagt. Oder auch: Sie sitzt wie angegossen.

Das dies so ist, betonte die Prominenz auf der Festivalbühne durch die Bank. Ob Stargast Ulrich Tukur, Edgar-Gewinner und „Borga“-Regisseur York-Fabian Raabe oder Christian Schwochow (Regisseur „Je suis Karl“ (dritter Publikumspreis) oder die völlig gerührte Bettina Borgfeld, die für ihren Dokumentarfilm „Was kostet die Welt“ den Publikumspreis gewann: Sie alle betonten, wie wohl sie sich in Simmern fühlten und wie sehr sie die Leidenschaft des Pro-Winzkino-Teams schätzten. York-Fabian Raabe brachte es auf den Punkt: „Euer Pro-Winzkino ist supergut aufgestellt – weil alle es geil finden, es gut zu machen.“ Bettina Borgfeld setzte noch eins drauf: „Pro-Winzkino ist eine kleine kulturelle Hauptstadt.“ Die Hose passt!

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