Kommentar zum Parteitag der CDU Rhein-Hunsrück: Bei Erneuerung gehört auch das Zuhören dazu
Da griff der Referent doch tatsächlich zum Äußersten und forderte die altehrwürdigen Parteimitglieder der Union – ja, auch die jungen – dazu auf, sich von ihren Stühlen zu erheben und mit den Beinen zu verdeutlichen, wo sie denn stehen, wenn es um die Transformation der Partei geht. Wer traut sich da schon, nicht zu den Reformwilligen gezählt zu werden und vorn Position zu beziehen? Es gab welche – Namen nennen wir nicht.
Und mit seiner Breitseite gegen zu wenig Meinungsbildung, vor allem aber Scheu gegenüber jeglicher Diskussion, was das Image belasten und Wahlchancen schmälern könnte, sprach Georg Kraus manchem Parteitreuen aus der Seele. Dabei liegt hier nicht nur ein Kernproblem von Parteien. Es ist nur eine Facette einer Zeiterscheinung, die immer mehr um sich greift. Eine andere Meinung als die eigene wird sofort niedergeknüppelt. Drei Schlagworte des Gegenüber reichen dafür schon aus, obwohl man manchmal nach hitziger Diskussion erkennt, dass man gar nicht weit auseinander liegt.
Hier liegt aber das Grundproblem: Es hört niemand mehr richtig zu. Jemanden geduldig bis zum Ende seiner Ausführungen zuzuhören und erst dann Stellung zu nehmen, das findet in der Facebook-Draufhau-Gesellschaft kaum noch statt. Wie wahr er doch ist der Satz, den Georg Kraus den CDU-Mitgliedern in St. Goar um die Ohren haute: „Die Versuchung ist groß, immer nur als Held dastehen zu wollen.“ Ob sich vor diesem Hintergrund die aufmüpfigen Rita-Kritiker sich nicht mit dem „Wir blicken lieber nach vorn“ zurück ins Glied geschickt fühlten? Fakt ist: Dieser Dialog war beendet, bevor er richtig losging.