Wollte sie es zu sehr? Zumindest war sie omnipräsent kurz vor dem Finale. Oder zündete die Taktik von Peter Müller, als unabhängiger Kandidat anzutreten, sich bei aller Präsenz relativ bedeckt zu halten und eher bescheiden zu agieren? Als jemand, der diese Verwaltung, der er nun bald als Chef vorstehen wird, von der Pike auf gelernt hat?
Vor 32 Jahren war er als Auszubildender in der Verwaltung in dem Rathaus angetreten, in dem er amtierender Chef des Ordnungsamts ist, also bereits eine Führungsrolle innehat. Möglicherweise lag hier der Punkt, an dem man Peter Müller am meisten unterschätzt hat. Wer Teil einer Verwaltung ist, verfügt automatisch über eine Hausmacht, die als Multiplikator gewirkt hat, auch wenn sicher nicht alle Kollegen hinter ihm standen. Dass er als Ordnungsamtschef zum Beispiel auch mit den Feuerwehren zu tun hat, dürfte sich ebenfalls als vorteilhaft erwiesen haben.
Die drei großen Stützpunktwehren Sohren-Büchenbeuren, Gemünden und Kirchberg kann man ebenso als Multiplikatoren sehen, denn offenbar hat Müller in der Vergangenheit sich weder im Rathaus, noch bei seinen Aufgaben als Ordnungsamtsleiter keine Feinde gemacht. Das Bewährte will er fortsetzen, damit ist er in den Wahlkampf gegangen und hat als Konservativer gepunktet – das zieht auch bei Anhängern der Union.
CDU-Kandidatin Kerstin Rudat trat zwar nicht gegen das Bewährte an, warb aber mit Innovation und frischem Wind. Sie wollte nicht „nur verwalten“. Das „nur verwalten“ dürften einige im Rathaus als Abwertung ihrer Arbeit verstanden haben. Und von der großen Baustelle „Gemeindeverband CDU“ in der VG Kirchberg reden wir an dieser Stelle noch nicht. Peter Müller knackte so manche Hochburg der Union.