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Mittelrhein

Bahnlärm: Rhein-Hunsrücker Kreispolitik will Stoppsignal setzen

Von Volker Boch
Personenzüge sind weitaus erträglicher als die lauten Güterzüge. Und derzeit haben die Anwohner am Mittelrhein – wie hier in Bacharach – ein wenig mehr Ruhe, denn aufgrund einiger Baustellen fahren auf der linken Rheinseite derzeit weniger Güterzüge.  Foto: Thomas Torkler
Personenzüge sind weitaus erträglicher als die lauten Güterzüge. Und derzeit haben die Anwohner am Mittelrhein – wie hier in Bacharach – ein wenig mehr Ruhe, denn aufgrund einiger Baustellen fahren auf der linken Rheinseite derzeit weniger Güterzüge. Foto: Thomas Torkler

Es reicht – dieses Haltesignal gab der Kreisausschuss am Montag in Sachen Bahnlärm und auch mit Blick auf das in den letzten Monaten immer wieder kritisierte Verhalten von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sowie dessen Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU). In der kommenden Sitzung des Kreistages soll eine Resolution verabschiedet werden, die von der Bundesregierung und von der Deutschen Bahn ein dreistufiges Handeln fordert: kurz-, mittel- und langfristig. Perspektivisch geht es insbesondere darum, den Güterverkehr ganz aus dem engen Rheintal heraus zu bekommen.

Lesezeit: 4 Minuten
„Wir sind alle der Meinung, dass hier unbedingt etwas geschehen muss“, erklärte Dieter Schneider für die Fraktion der Freien Wähler. In Vertretung des verhinderten Fraktionssprechers Stefan Wickert und dessen erkrankten Vertreters Toni Christ begründete Schneider einen Antrag der Freien Wähler, die das nach Unfällen einmal mehr aktuell drängende Thema Bahnlärm ...
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Bungert will gegen die Bahn klagen

Mittelrhein. Thomas Bungert gilt als ausgewiesener Taktikfuchs und begabt in Sachen Diplomatie. Am Montag gegen 16.30 Uhr war es damit im Kreisausschuss aber ein für allemal vorbei: Mit geschliffener Rhetorik las der Bürgermeister der Verbandsgemeinde St. Goar–Oberwesel der Deutschen Bahn und auch der Bundesregierung die Leviten. Als Bungert seinen Wortbeitrag mit der Formulierung „Es gibt so viele Resolutionen“ begann, war klar, dass er sich nun nicht zurücknehmen würde.

Es ging nicht darum, dass Bungert das Engagement der anderen Kreisparlamentarier klein oder schlecht reden wollte, der VG-Chef machte vielmehr seinem Ärger Luft. Er sprach davon, dass es verschiedene Stufen der Emotionalisierung bei solchen Themen geben würde: Hoffnung – Enttäuschung – Zorn. Als Anwohner und als Fürsprecher vieler im Tal fühlte er sich ganz offensichtlich in Stufe drei dieser Steigerung angekommen und formulierte dies auch drastisch. „Mit diesem Konzern Deutsche Bahn gibt es keine Einigung“, sagte Bungert scharf. Er riss kurz seine Erlebnisse in dem von der Bahn einberufenen regionalen Arbeitskreis zur Neuplanung des einst als dringend erforderlichen Tunnels zwischen St. Goar und Oberwesel an (wir berichteten regelmäßig) und beschrieb die dort erlebten Vorgänge als Zeitverschwendung. Hintergrund ist, dass der Arbeitskreis die lange Tunnelvariante „pink“ als fachlich am besten geeignet erkannte – und die Bahn inzwischen erklärt hat, dass gar kein Grund besteht, einen neuen Tunnel zu bauen.

Bungert nahm weiter den Staatssekretär des Bundesverkehrsministeriums Enak Ferlemann in den Fokus und dessen Aussagen, dass sich der Bahnlärm im Mittelrheintal erst verzehnfachen müsse, bis ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis für eine Alternativtrasse vorliegt. Bungert zeigte sich erschüttert, dass nicht die Politik, sondern die Fachebene des Ministeriums eine solche Aussage treffe. „Entschuldigung, dass sich die Leute im Rheintal jeden Tag verarscht fühlen, ist vollkommen klar“, sagte Bungert.

Weil sich mit der Deutschen Bahn eben nicht partnerschaftlich einigen ließe, strebt Bungert eine Klage an, am liebsten mit dem Kreis. Schließlich liegt nach jetzigen Erkenntnissen wohl keine Genehmigung für die linksrheinische Trasse vor. Am Donnerstag soll der Rat der Verbandsgemeinde darüber entscheiden, ob der Düsseldorfer Verwaltungsrechtler Clemens Antweiler in dieser Sache mit einem Rechtsgutachten beauftragt wird.

„Wenn wir uns nicht klagemäßig helfen, werden wir nicht weiterkommen“, sagte Bungert deutlich. „Ich kündige an, dass wir auch allein klagen werden“, erklärte er im Namen der Verbandsgemeinde und erhielt dafür viel Zuspruch. Volker Boch

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