Wir erinnern uns: Das Jahr 2015 war das Flüchtlingsjahr. Eine Zeltstadt entstand auf dem Hahn. Klar, da war viel Platz. Als die ersten Menschen die Zelte bei sommerlichen Temperaturen bezogen, fielen uns Berichterstattern vor allem die fröhlichen Kinder auf, die draußen auf dem großen Platz spielten – denen aber dennoch die Schrecken, die sie erlebt hatten, ins Gesicht geschrieben standen. Die wenigen kurzen Blicke, die wir ins Zeltinnere geworfen haben, riefen beklemmende Gefühle hervor. Privatsphäre gleich Null, Etagenbetten notdürftig mit Bettlaken voneinander abgetrennt. Dann der Gedanke an den Winter. Gut, dass rechtzeitig bevor es kalt wurde, die in Rekordzeit hochgezogenen Holzhäuser bezugsfertig waren.
Und schon damals gab es viele Menschen, die ihre Freizeit opferten, um den Geflüchteten ein halbwegs erträgliches Leben zu ermöglichen und sie mit den nötigsten Dingen zu versorgen. Viele Ehrenamtliche arbeiteten bis zur Erschöpfung, um den Menschen zu helfen, die im Hunsrück Schutz vor Krieg und Verfolgung gefunden hatten. Die Hilfsbereitschaft war riesig. Überall im Landkreis gründeten sich Hilfsorganisationen. Menschen nahmen Dinge in die Hand, lösten spontan und unkonventionell Probleme und schafften es, den Flüchtlingen zu helfen.
Müssen wir nun sarkastisch fragen, ob diese Ehrenamtlichen ihren Job zu gut gemacht haben? Wenn eine in der Flüchtlingsarbeit erfahrene Pfarrerin deutlich fordert, diesmal mehr hauptamtliche Kräfte für die Betreuung der Menschen einzusetzen, dann nur aus dem Grund, nicht wieder Ehrenamtliche zu überlasten. Freiwillige Helfer, von denen es möglicherweise diesmal nicht mehr so viele gibt wie vor sieben Jahren. Hoffen wir mal, dass man in den entscheidenden Gremien nicht denkt, das Ganze werde schon laufen, weil es ja so viele hilfsbereite Menschen in Rheinland-Pfalz gibt. Die Unterrichtung der Kommunalpolitik auf den letzten Drücker lässt diesen Verdacht leider aufkommen. Wir lassen uns gern eines Besseren belehren.