Durch die Flucht haben sie alles verloren, was sie einmal besaßen. Dringend benötigen die Flüchtlinge jetzt darum eine Wohnung, Kleidung, Hausrat – eigentlich alles, was man für das tägliche Leben benötigt.
Aus Berditschew einer Stadt mit etwa 80.000 Einwohnern, rund 100 Kilometer westlich von Kiew, stammt die Familie, die zum Eigenschutz nicht wollen, dass ihr Nachname oder ein Bild in der Zeitung genannt oder gezeigt wird. Am 24. Februar, als sie durch diverse Hinweise registrierten, dass der Krieg immer näherkommt, beschlossen Igor (45) und seine Ehefrau Viktoria (29) ganz spontan das Nötigste einzupacken, und mit ihren drei Töchtern (acht, vier, und ein Jahr alt) aus ihrer Heimat zu fliehen. Sie ließen alles zurück und verschlossen ihre Wohnung in der Hoffnung, so bald wie möglich, wenn die Waffen schweigen, wieder in ihre gewohnte Umgebung zurückzukehren.
Eine spontane Protestkundgebung gegen den Angriffskrieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf die Ukraine fand am Freitagabend an der Kappeler Straße neben der Stadthalle in Kirchberg statt.Protestkundgebung gegen den Krieg in der Ukraine
Mit dem seit 2018 in Kirchberg im Hunsrück lebenden Schwager Viktor standen sie schon seit Wochen, seitdem sich das politische Klima zwischen Russland und der Ukraine verschlechterte, in ständigem telefonischen Kontakt. In ihrer Heimatstadt Berditschew betrieb das Ehepaar als selbstständige Kaufleute ein Geschäft mit Drogerieartikeln.
Bei ihrer Flucht benötigten sie auf völlig überlasteten Straßen einen Tag, um an die von ihrer Stadt 450 Kilometer entfernte ukrainisch-polnische Grenze zu gelangen. In einer 14 Kilometer langen Fahrzeugschlange warteten sie dann noch zwei weitere Tage, um endlich die Grenze passieren zu können. Im Kofferraum hatten die Eltern ein Bettchen für die Einjährige gebaut. Die beiden anderen Mädchen waren zwischen Taschen und Kartons auf dem Rücksitz des Autos untergebracht.
Jenseits der Grenze, auf polnischem Territorium wartet derweil sehnsüchtig Bruder Viktor, der sich sofort, nachdem er von der Flucht erfuhr, auf die 1300 Kilometer lange Reise von Kirchberg bis zur polnisch-litauischen Grenze gemacht hatte. Nach einer herzlichen Begrüßung und einer kurzen Stärkung ging es dann gemeinsam in den Hunsrück. Vorübergehend fand die Flüchtlingsfamilie Unterkunft in der rund 60 Quadratmeter großen Zweizimmerwohnung des Bruders. Ein Dauerzustand kann dies allerdings für alle Beteiligten nicht sein.
Dringend wird deshalb so schnell wie möglich eine eigene Wohnung für die fünfköpfige Familie gesucht. Möbel und den für den Alltag notwendigen Hausstand sind ebenfalls von Nöten. Mitglieder des DRK-Ortsvereins Kirchberg haben sich schon bereit erklärt, der jungen Familie bei ihrer Eingliederung und bei Behördengängen zu helfen. Zusätzliche warme Winterbekleidung gab es schon aus der Kleiderkammer des DRK in Simmern. Ein Arbeitsplatz wurde dem Familienvater ebenfalls schon angeboten.
Hilfe für die Flüchtlingsfamilie koordiniert der DRK-Kreisverband Rhein-Hunsrück, Tel. 06761/959 50, E-Mail an info@rhk.drk.de