Während Dommershausen über Einnahmen aus Windkraft und Gewerbe verfügt, sieht das in anderen Kommunen, etwa in der Stadt Emmelshausen, anders aus. „Wir verfügen nur über die Steuereinnahmen, wir haben weder Windkraft noch Industrie“, sagt Stadtbürgermeisterin Andrea Mallmann. Und doch kümmere sich die Stadt um die Weiterentwicklung ihrer Kita, betont sie.
Gerade erst sei die siebte „Holzwurm“-Gruppe in Betrieb genommen worden – wenn auch etwas später als geplant. „Es fehlt einfach an Personal“, begründet Mallmann diese Verzögerung.
Insgesamt sei die Erwartungshaltung der Eltern an die Träger enorm groß, findet sie. Das zeige auch die Resolution des Kreiselternausschusses (KEA), die in einer Sitzung des Jugendhilfeausschusses thematisiert wurde (wir berichteten). Der KEA sieht als Grund für fehlende Kitaplätze etwa einen massiven Umsetzungsstau in den Gemeinden. Zudem fehle es an Personal, insbesondere an Vertretungen.
Die Einrichtung eines Vertretungspools sei daher unumgänglich. Zudem gebe es Bewerber, die von den Kitas abgelehnt würden, weil sie nicht zu 100 Prozent auf die ausgeschriebene Stelle passten. Dabei handele es sich etwa um Kinderpfleger oder um Fachkräfte, die Teilzeit statt Vollzeit arbeiten wollten. Auch die laut KEA gängige Praxis, dass ortsfremde Kinder ihren Kita-Platz verlieren, sobald ein ortsansässiges Kind den Platz braucht, hatten die Eltern in ihrer Resolution kritisiert.
Auch wenn Stadtbürgermeisterin Mallmann durchaus Verständnis zeigt für die Kritik der Elternschaft, ärgern sie derart pauschale Aussagen. „Die Eltern sollten sich auch einmal die Hintergründe beleuchten lassen“, findet sie. Denn das Problem seien nicht die Kommunen bzw. Träger, sondern der Gesetzgeber. Daher seien das Land und der Landeselternbeirat die richtige Adresse für eine solche Resolution. „Kreis und Träger sind nur ausführendes Organ“, sagt Mallmann, „das Land bestellt, und wir müssen die Kröte schlucken“. Mittlerweile sei das Kita-Gesetz ein regelrecht rotes Tuch für sie. Es werde als Eier legende Wollmilchsau verkauft, kranke aber an allen Ecken und Enden. „Es geht hier nicht darum, die Situation der Eltern und Kinder zu verbessern, sondern allein ums Sparen“, ist die Stadtbürgermeisterin sicher. Das Land bestelle ein Filet, zahle aber nur ein Schinkenbrot, fasst sie zusammen.
Eine Kommune brauche etwa räumliche Kapazitäten und ein finanzielles Polster. Eine Gemeinde wie Ney etwa, die mehr als 500.000 Euro in die Kita Halsenbach stecke und nicht über große Einnahmen verfüge, habe über viele Jahre keinerlei Handlungsspielraum mehr und keine Finanzen mehr für andere Dinge. Finanzielle Unterstützung seitens des Landes aber bleibe häufig aus, wenn nicht bestimmte Voraussetzungen erfüllt würden, wie der Fall Dorweiler zeige.
Dass ortsfremde Kinder ihren Kita-Platz verlieren, komme sicher in Einzelfällen vor. Dass das gängige Praxis sei, könne sie sich aber nicht vorstellen. „Wir verwehren uns auch nicht Kindern aus Ney oder Kratzenburg“, sagt Mallmann. Allerdings finanziere die Stadt Emmelshausen die komplette Kita. „Wenn wir Kinder aus anderen Gemeinden einen Platz geben, finanzieren wir den Platz für die Gemeinde mit“, erklärt sie. Denn die Stadt könne dieser Gemeinde den Platz wohl kaum in Rechnung stellen. Dies solle bei aller Diskussion berücksichtigt werden.
In Sachen Personal definiere die Fachkräfteverordnung sehr genau, wer eingestellt und wie derjenige eingesetzt werden könne. „Ein Kinderpfleger etwa darf nie ohne Fachkraft arbeiten“, sagt Mallmann. Teilzeitkräfte erforderten mehr Aufwand bei der Erstellung des Dienstplans und es sei niemandem geholfen, wenn etwa Teilzeitkräfte eingestellt würden, die aber nur vormittags arbeiten wollten. Ein Vertretungspool, wie ihn der KEA fordert, sei für große Träger umsetzbar, für eine Kommune wie Emmelshausen allein hingegen nicht. „Aber wir sind auf dem Weg, einen Zweckverband zu gründen. Dann wäre ein solcher Pool sicher möglich“, vermutet Mallmann.