Grußworte können, mit Verlaub und allem Respekt gesagt, mitunter ganz schön grauenhaft sein. Manchmal werden nahezu alle Anwesenden und vor allem Prominente minutenlang begrüßt, bevor dann ein nichtssagendes Geplänkel über Wetter, Leute und sonstiges folgt. Wie erfrischend war da doch das Grußwort von Landrat Marlon Bröhr in Boppard für seine Zuhörer.
Es wirkte, als würden die Sätze, die Bröhr so geschliffen ins Mikrofon sprach, geradezu aufgesaugt von den Delegierten des Landestages der Jungen Union. Da vorne auf der Bühne sprach einer, der frisch und unverblümt Klartext redet und sich dazu bekennt, dass er sich höhere Ämter gut vorstellen kann – und mit 43 Jahren keiner der alten Garde ist, sondern sozusagen einer aus den eigenen, jungen Reihen. Das muss CDU-Nachwuchspolitikern, die sich börsensprachlich formuliert in einer rheinland-pfälzischen Baisse fühlen, reichlich Auftrieb geben. Entsprechend groß war der Zuspruch, den der Landrat für seine prägnante Ansprache erhielt.
In Boppard hat Marlon Bröhr nicht darüber gesprochen, wie schön es im Rhein-Hunsrück-Kreis ist und wie gut der Wein vom Mittelrhein schmeckt. Er hat vielmehr erstmals in breiter Öffentlichkeit bekannt, dass er sich mit dem Gedanken getragen hat, in den Bundestag einzuziehen. Niemand wird ihm dies übel nehmen, insbesondere nicht in Reihen der Jungen Union. Denn diese scheint sich geradezu danach zu sehen, dass frischer Wind weht. Es ist gut möglich, dass aus einem Grußwort von Boppard deutlich mehr wird als ein laues Lüftchen.