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Simmern

11:10 Stimmen im Stadtrat: Kein neuer Trimm-Dich-Pfad für Simmern

Von Volker Boch
Die Wege auf der Simmerner Eich sind bei Freizeitsportlern beliebt – aber in keinem guten Zustand. Diese sollen nun betrachtet werden – einen sanierten Trimm-Dich-Pfad wird es dagegen nicht geben.  Foto: Werner Dupuis
Die Wege auf der Simmerner Eich sind bei Freizeitsportlern beliebt – aber in keinem guten Zustand. Diese sollen nun betrachtet werden – einen sanierten Trimm-Dich-Pfad wird es dagegen nicht geben. Foto: Werner Dupuis

Die Kreisstadt Simmern bleibt sportlich, allerdings wohl vorerst eher beim Erschließen neuer Bebauungsprojekte als im klassischen Wortsinn. Die Überlegung, den inzwischen nahezu historischen Trimm-Dich-Pfad auf der Eich und damit dieses etwas brach liegende Naherholungs- und Aktivitätsgebiet wieder aktiv in Wert zu setzen, wurde im Stadtrat vorerst auf Eis gelegt. Ein entsprechender Antrag der aSL-Fraktion hatte keinen Erfolg.

Lesezeit: 3 Minuten
Bereits am 1. Juli war der Antrag der Fraktion im Stadtrat thematisiert worden. Eigentlich stand schon zu diesem Zeitpunkt ziemlich genau fest, dass es Wunsch der aSL-Fraktion war, den alten Pfad zu reaktivieren und damit auch der Eich neuen Schwung zu geben. Das Jahr 2020 schien gut zu dieser Überlegung ...
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Kommentar: Eine stolze Kreisstadt, für die Sport nicht die höchste Priorität hat

Das Schöne am Sport, beispielsweise im Vergleich zu anderen Hobbys wie Dominospielen, Stricken oder Kaffeesatzlesen, ist, dass dabei der Puls hochgeht. Das soll ja gut sein, ganz im Gegensatz zu hohen Blutdruckwerten. Selbstverständlich steigt auch bei hohen sportlichen Belastungen der Blutdruck immens an, aber sich darüber auszubreiten und zu überlegen, wo die Grenzen zwischen gesundem Sport und „zu viel“ liegt, das würde an dieser Stelle zu weit führen. Fest steht: Puls 120 bis 130, das ist eine feine Sache.

Wenn der Blutdruck aber ohne jedwede sportliche Belastung plötzlich in Höhen steigt, die über den Charakter der heimischen Mittelgebirgslandschaft hinausgehen, dann sollte sich auch ein Stadtrat Gedanken machen. Die Debatte um den Trimm-Dich-Pfad in Simmern führt in der Kreisstadt weniger zur Gesunderhaltung der sportlichen Bewohner denn zu einer ungesunden Steigerung jener Werte, vor denen Ärzte in aller Regel dringend warnen.

Die aSL-Fraktion hat anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Trimm-Dich-Bewegung einen Grundsatzbeschluss beantragt, um den alten Pfad auf der Eich wieder ins Bewusstsein zu rücken und dieses schöne und sportlich gern frequentierte Stück Kreisstadt wieder zu beleben. Wer sich erinnert, wie es einst zur Trimm-Dich-Bewegung kam, darf solche Überlegungen in einer Zeit, in der das Sitzen auf vier Buchstaben nicht nur in politischen Ratssitzungen an Gewicht zunimmt, durchaus unterstützen. Es muss nicht „Trimm-Dich“ draufstehen, aber Bewegungsanreize dürfen schon drinstecken.

Simmern ist stolze Kreisstadt. Schulen, Einkaufszentren, Kreisel, alles da. Prosperierende Entwicklung, überall Schippen, Betonmischer und Bagger. Aber Sportstadt? Dafür braucht es schon ein bisschen mehr. Ein bisschen Esprit, ein bisschen Bock auf Pulsentwicklung statt politisch motivierter Blutdrucktreiberei. Der Vorschlag der asL-Fraktion, die nicht übersät ist von ehemaligen Profisportlern, die nur ihr persönliches Hobby finanziert wissen wollen, wäre ein interessanter Ansatz gewesen, um zumindest mal einen Anfang zu gehen. Um überhaupt etwas zu tun. Aber das ist wohl gar nicht erwünscht.

Es hat in jüngerer Vergangenheit Tradition, in Simmern neben Unsummen für Planungsbüros und Prestigeprojekte viel Geld für kulturelle Belange auszugeben. Da ging es mal um ein millionenschweres Kulturhaus, das am Ende als teure Eier-Illusion vom Rechnungshof torpediert wurde, da flimmert das Autokino, da wurden für hohe Summen Schinderhannes-Festspiele gefeiert. Wie viel, liebe Kreisstadt Simmern, wurde in den vergangenen zehn Jahren faktisch und ganz konkret in den Sport, in die Bewegung investiert? Dass dieser kleine aSL-Antrag an der blanken Unlust des Stadtrates scheiterte, ist ein Witz. Denn nicht einmal im Ansatz wurde eine alternative Idee diskutiert, geschweige denn überhaupt angedacht. Die wahre Motivation, den Trimm-Dich-Pfad zu beerdigen, ist wohl eher unsportlich. Aber darüber zu sinnieren, ist ungesund. Das treibt nur den Blutdruck nach oben.

E-Mail: volker.boch@rhein-zeitung.net

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