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Bad Kreuznach

Wenn ein Ausschuss Tribunal spielt: Kreuznacher Stadtgremium diskutiert über Annette Thiergartens (Die Grünen) Faschisten-Äußerung im Radio

Von Marian Ristow
Hatte am Montagabend einen schweren Stand: Annette Thiergarten (vorn links) musste sich jede Menge Kritik anhören.  Foto: Marian Ristow
Hatte am Montagabend einen schweren Stand: Annette Thiergarten (vorn links) musste sich jede Menge Kritik anhören. Foto: Marian Ristow

Die Bad Kreuznacher Stadtpolitik kann ein Stahlbad sein. Das weiß auch Annette Thiergarten. Nach ihrer sprachlichen Fehlleistung vergangene Woche im Deutschlandfunk, als sie „konservative Kräfte“ im Allgemeinen und im Bad Kreuznacher Stadtrat als „alternative Faschisten“ bezeichnete, hagelt es Kritik.

Lesezeit: 3 Minuten
So machte es sich auch am Montagabend der Haupt- und Personalausschuss zur Aufgabe, über diese Äußerung zu befinden. Bereits im Vorfeld hatte sich Thiergarten dafür entschuldigt – zumindest teilweise. Sie habe damit ausschließlich die AfD gemeint. Im Verlauf der Sitzung gelang es ihr immerhin klar festzustellen, dass im Bad Kreuznacher ...
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Marian Ristow kommentiert: Am Ende fehlte nur noch der Scheiterhaufen

Nein, im Bad Kreuznacher Stadtrat sitzen keine Faschisten. Aber einige Leute, die anscheinend kein Interesse am Politikmachen haben und auch einige, die besser mal ins Fitnessstudio gehen sollten – zum Abreagieren. Diese Sitzung war ein Beweis dafür, dass der Stadtrat in dieser Konstellation samt seiner dazugehörigen Gremien unfähig ist, gewinnbringende Politik für diese Stadt zu machen.

Annette Thiergartens peinlich undifferenzierte Aussage im Deutschlandfunk musste zur Sprache kommen. Das war inhaltlich völlig berechtigt, die Ausführung aber in Art und Weise übertrieben und indiskutabel. Statt das Gesagte kritisch aufzuarbeiten, wurde draufgeknüppelt. Es nach einer Entschuldigung auch mal gut sein lassen? Fehlanzeige.

In den Bad Kreuznacher Gremien werden sprachliche Fehlleistungen gründlich aufgearbeitet und der Feind erbarmungslos zur Strecke gebracht. Eine ähnliche Sorgfalt wäre auch bei der politischen Arbeit wünschenswert. Die FDP/Faire Liste redete sich in einen Wahn, gefiel sich gemeinsam mit AfD und FWG in der Rolle der Großinquisitoren. Man legte den Finger in die eigene Wunde, weil es scheinbar gut tat. Zwei Stunden lang.

Eine scharfe kritische Missbilligung pro Fraktion hätte ausgereicht. Aber nein, man muss es wieder übertreiben und einen zweistündigen Schauprozess abhalten, der rein gar nichts verändert hat. Die naiven, geradezu tapsigen, ideologisch verblendeten Äußerungen von Annette Thiergarten taten ihr Übriges und gossen Öl ins Feuer. Besser wäre es gewesen, wenn sie geschwiegen hätte. Von beiden Seiten, Ankläger und Angeklagte, stereotypes Dorftheater – ohne jegliches Maß an Demut. Und dass sich ausgerechnet die verbalen Ausbeiner der AfD, Thomas Wolffs Lieblingswort ist übrigens Lügenpresse, derart beleidigt fühlen, ist schwer zu glauben – rundet diese exorbitant lächerliche Episode aber passend ab. Ein politisches Gremium muss streiten. Aber es muss auch eine Basis für Zusammenarbeit jenseits der politischen Ausrichtungen haben. Dazu zählen Respekt, Empathie und auch ein Stück Menschlichkeit. Annette Thiergarten hat diesen Respekt vermissen lassen. Dafür hat sie sich entschuldigt. Schade, dass es einige der anderen Ausschussmitglieder verpasst haben, danach Größe zu zeigen.

E-Mail: marian.ristow@rhein-zeitung.net

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