Für die gebeutelte Gastronomie wirkt es zunächst wie ein Hoffnungsschimmer: Endlich draußen öffnen dürfen, das bedeutet Arbeit, Geld in der Kasse und für die Gäste etwas Farbe im tristen Corona-Allerlei. Doch wie lange geht das gut?
Für wie viele Wirte rechnet es sich, das Personal aus der Kurzarbeit zu holen, einzukaufen, alles herzurichten, wenn die Schließung absehbar ist? Wer fährt erst zur Teststation, ehe er einen Kaffee trinken geht?
Die ansteckendere englische Mutation verbreitet sich rasend schnell. Noch vor sechs Tagen war der Kreis bei einer Inzidenz von 25,3. Seitdem hat sie sich verdoppelt und liegt aktuell bei 52,4. Bei 100 ist Schluss, dann ist der Schoppen Wein vom Tisch. Zu befürchten ist, dass dieser Tag schneller naht, als allen lieb ist. Wenn vielfach und auch von Landrätin Bettina Dickes gefordert wird, man solle nicht nur auf die Inzidenz schauen, sondern auch auf andere Faktoren, dann ändert das nichts an der Infektionslage. Dem Virus ist egal, wie gerechnet wird.
Das Testkonzept ist zudem reichlich unschlüssig: Während Gäste künftig für den Biergarten einen Test vorlegen oder ihn vor vor den Augen der Wirte selber machen, stehen Schulen und Betriebe im Kreis immer noch ohne da. In den Supermärkten sind Selbsttests zu kaufen, in den Klassenzimmern fehlen sie. Im Biergarten wird getestet, aber nicht vor der Schicht.
Dafür kann die Gastronomie nichts. Wohl aber die Landesregierung: Ihr Vorgehen zeigt erneut, wie kurzsichtig, kurzatmig und ohne Koordination die Pandemiebekämpfung läuft. Das Trostpflaster, das jetzt auf eine klaffende Wunde geklebt wurde: Es muss wohl bald wieder abgezogen werden.