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Bad Kreuznach

Schlosser geht nicht ins Rennen: CDU-Beigeordneter kein Kandidat mehr für Kreuznacher Bürgermeisteramt

Von Marian Ristow
Das Verhältnis zwischen Markus Schlosser (links) und Parteichefin Erika Breckheimer (rechts) ist inzwischen merklich abgekühlt. Am 22. März 2018, als Schlosser zum Beigeordneten der Stadt gewählt wurde, schien das noch ganz anders gewesen zu sein.  Foto: Marian Ristow (Archiv)
Das Verhältnis zwischen Markus Schlosser (links) und Parteichefin Erika Breckheimer (rechts) ist inzwischen merklich abgekühlt. Am 22. März 2018, als Schlosser zum Beigeordneten der Stadt gewählt wurde, schien das noch ganz anders gewesen zu sein. Foto: Marian Ristow (Archiv)

Warten wollte er nicht mehr, also hat er Fakten geschaffen: Markus Schlosser (CDU), derzeit Beigeordneter der Stadt Bad Kreuznach, wird in diesem Jahr nicht bei der Bürgermeisterwahl antreten. „Nach dem jetzt kürzlich stattgefundenen Gespräch mit dem CDU-Fraktionssprecher Herrn Rapp habe ich für mich entschieden, mich nicht an dem Bewerbungsverfahren um die Bürgermeisterstelle zu beteiligen. Die Partei und Fraktion haben hier andere Vorstellungen, was natürlich zu akzeptieren ist“, kommunizierte Schlosser am Montagmorgen via E-Mail nach draußen.

Lesezeit: 3 Minuten
Schlosser greift damit zum Mittel des kommunikativen Erstschlags. Dem vorausgegangen war nach Informationen dieser Zeitung eine Sitzung der CDU-Fraktion plus Parteichefin Erika Breckheimer, in der man am Mittwochabend über die Bürgermeisterwahl sprach und die Personalie Schlossers besprach. Die Sitzung fand ohne ihn selbst statt, anschließend wurde er über das Ergebnis ...
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Marian Ristow kommentiert: Es rumort mal wieder zur Unzeit

Keine große Sache? Um die Causa Schlosser so zu sehen, muss die CDU-Brille schon zentimeterdicke Gläser haben. So leicht kann man es den Christdemokraten nicht machen, auch wenn die Unruhe wahltaktisch zur Unzeit kommt.

Markus Schlosser empfindet seine Ausbootung als ungerecht, statt Rückendeckung spürte er, wie das politische Messer gewetzt wurde. Dass dem so war, ist wahrscheinlich und auch irgendwie zu erklären: Markus Schlosser hat in seinen ersten drei Jahren als Dezernent einiges angepackt, aber davon ist nicht alles gelungen.

In den Sachen Humperdinckstraße und Grundschulbau schwang er öffentlich zu häufig die Keule – statt dem Florett. Die eigene Kandidatur zu proklamieren, war sicher auch nicht Schlossers beste Idee.

Weil er aber kein Opfer ist, muss der Scheinwerfer vor allem in Richtung CDU-Fraktion gedreht werden, die schon längst zur unberechenbaren und unbeherrschbaren Apparatur mutiert ist. Die Fraktionsspitze möchte immer erst „dann kommunizieren, wenn es etwas zu kommunizieren gibt“, am liebsten erklärt und sagt man aber gar nichts.

Transparenz? Nein, alles intern. So hätte man es gern und scheitert dabei ein um das andere Mal. CDU-Kandidat bei dieser Bürgermeisterwahl zu werden, ist vor allem eines: gefährlich. Denn: Viele in der Fraktion hängen noch an Ex-CDU-Mann Wolfgang Heinrich. Wie weit diese Liebe geht, wird man sehen. Wetten?

E-Mail an marian.ristow@rhein-zeitung.net

Harald Gebhardt kommentiert: Stadtvorstand ist völlig losgelöst

Völlig losgelöst von der Basis – so präsentiert sich der Stadtvorstand. Keiner aus dem Trio verfügt mehr über eine Mehrheit im Stadtrat und trägt doch daran nur Mitschuld. Die Situation ist einzigartig, das gab es so seit Jahrzehnten nicht. Sie markiert den nächsten Tiefpunkt im Siechtum der Stadtpolitik.

Sieht man genauer hin, ist es sogar noch schlimmer: Hinter Markus Schlosser steht nicht einmal mehr seine eigene CDU-Fraktion. Nach knapp drei Jahren. In dem Tempo hat das vor ihm noch niemand geschafft. Bürgermeister Heinrich hat sich polternd zwischen alle Stühle gesetzt. Den Ex-CDUler und heutigen SPD-Mann wählt die SPD garantiert nicht, von der CDU ergattert er vielleicht ein paar Stimmen, ein paar mehr gibt es von den kleinen Fraktionen. OB Heike Kaster-Meurer hat natürlich auch keine Mehrheit im Rat. Aber sie wird ja von den Bürgern gewählt.

Was bleibt? Machtkalkül und Ränkespiele. Der Stadtpolitik fehlt es an Konstanz, an Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit und Berechenbarkeit. Die Unberechenbarkeit hat vor allem einen Namen: CDU. Die Fraktion war früher schon, oft heillos, zerstritten, doch wenigstens stand man hinter dem eigenen Beigeordneten. Heute opfert man Schlosser auf dem Altar der Machtpolitik, hofft so auf zwei Posten im Stadtvorstand – die dann auch ohne Mehrheit mitregieren müssen. Ein Trauerspiel zum Schämen. Nur zum Wohle der Stadt ist das leider nicht.

E-Mail an harald.gebhardt@rhein-zeitung.net

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